Umgebindehäuser und die südliche Oberlausitz

  • Hallo,

    das Thema Umgebindehaus habe ich hier mal als Sammelthema eröffnet, da die Art Landschafsarchitektur ein Großes Gebiet umfasst und Länderübergreifend zu finden ist. Hier kann dann alles rein, was es zu diesen Haustyp zu finden gibt.

    Ein par kleine Daten in groben:

    In Deutschland, Tschechien und Polen sollen es noch grob 19.000 Häuser geben. Mittlerweile ist man soweit, dass das Umgebindes in ganz Sachsen verbreitet war und auch Bundesländerübergreifend gab und noch gibt. Das heut noch größte Ballungsgebiet mit ca. 6.000 Häusern bilde die südliche Oberlausitz mit den Randgebieten in Tschechien und Polen.

    Seit wann es Umgebindehäuser gibt, ist schwer zu beantworten. Dieser Prozess trat irgendwann im im 13. Jahrhundert ein, wo die Blockstubenbauweise der slawischen Bevölkerung dann auf die Fachwerk- Bauweise der neuen deutschen Siedler, hauptsächlich aus Franken und Thüringen trafen und sich zu einer ortsgünstige Bauweise in laufe der Jahrhunderte entwickelt hat.

    Dank viel privater Hartnäckigkeit wurde immer wieder Hausforschung zu den gerieben. Auch zu DDR- Zeiten wurde einiges versucht die Bedeutung dieser Häuser wichtig zu machen. Dadurch ist dann auch der Museumsdorf Obercunnersdorf entstanden und bis dahin war auch das Reiterhaus in Neusalza - Spremberg ein Begriff. Durch die Grünung der Stiftung Umgebindehaus 2004 wurde dann das Umgebindehaus weit über die Grenzen hinaus bekannt gemacht. So konnten in den letzten 20 Jahren auch ein riesiger Wissensschatz über die Bauzeiten und Bauarten und Bauorte angehäuft werden.

    Die Bauzeit kann bei den Häuser meist nur in inneren des Gebäudes durch die Jahrringchronologie endgültig festgestellt werden. Die meisten Türstöcke und Außenhaut der Häuser sind über die Jahrhunderte oft durch Umbau und Reparatur später hinzugekommen und spiegeln nur eine Modernisierung da.

    Nach Daten der Stiftung Umgebindehaus sind dies die ältesten bisher bekannten Gebäude, die bis heute erhalten geblieben sind:

    Schwarzbach (Freilichtmuseum) von 1567

    Ebersbach, Oststraße 30 von 1602

    Seifhennersdorf, Weißeweg 23 von 1612


    So kurz die Erklärung Meinerseits.


    Ich selber habe in Seifhennersdorf ein Umgebindehaus von 1663, in Form eines Wohnstahlhaus. Das Haus war ein Teil eines 4 - Seitenhof als Landwirtschaft, mit 24 ha Land, gebaut. Die Leinenweberei ist durch die Järschel-Chronik seit dem Jahr 1699 im Haus bekannt.


    Grüße vom Sachswolf :)

  • Sachswolf Du hattest letzten Sommer im APH über die Renovation in letzter Minute eines Umgebindehauses berichtet. Dabei wurde das früher entfernte, durch Mauerwerk ersetzte Umgebinde anhand von Spuren rekonstruiert. Die Bohlenwände der Stube waren aber erhalten. Ich erinnere mich noch, dass das Umgebinde und die Bohlen grau gestrichen wurden. Daneben steht noch ein altes Mühlengebäude, das ebenfalls einer dringenden Restaurierung bedarf. Ich hatte mir den Link zu diesen Beiträgen gespeichert, finde ihn aber nicht mehr. Dort hätte ich Fragen zur Farbgebung gehabt.

    Vielleicht weisst Du noch, um welches Haus und welche Beiträge es sich dabei handelte?

  • Sachswolf Du hattest letzten Sommer im APH über die Renovation in letzter Minute eines Umgebindehauses berichtet. Dabei wurde das früher entfernte, durch Mauerwerk ersetzte Umgebinde anhand von Spuren rekonstruiert. Die Bohlenwände der Stube waren aber erhalten. Ich erinnere mich noch, dass das Umgebinde und die Bohlen grau gestrichen wurden. Daneben steht noch ein altes Mühlengebäude, das ebenfalls einer dringenden Restaurierung bedarf. Ich hatte mir den Link zu diesen Beiträgen gespeichert, finde ihn aber nicht mehr. Dort hätte ich Fragen zur Farbgebung gehabt.

    Vielleicht weisst Du noch, um welches Haus und welche Beiträge es sich dabei handelte?

    Guten Morgen, über Thema Farben haben wir in Seifhennersdorfer Thema auf Seite 3 ab Beitrag 45 geschrieben. Sonst gab es keinen so einen Beitrag von mir.

  • Seifhennersdorf.

    Ich bin nun mit den Zusammenfassung der wichtigen Bauphasen für das Jahr 2023 und 2024 auf unseren Hof von 1663 fertig geworden.

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  • Mal eine dumme Frage. Bei Umgebindehäusern ist die Bohlenstube ja statisch getrennt vom Ober- bzw. Dachgeschoss. Womit ist denn der Zwischenraum gefüllt, also die "Lücke" zwischen Bohlenstube-Decke und Obergeschoss-Fußboden? Oder hat das Obergeschoss keinen eigenen Fußboden? Ich frage deshalb, weil mich interessiert, wie man Tiere (Mäuse usw.), aber auch Feuchtigkeit, Kaltluft usw. fernhält, die sonst in solche Ritzen gelangen. Ich hoffe, ich habe mich nicht zu laienhaft und unverständlich ausgedrückt.

  • Mal eine dumme Frage. Bei Umgebindehäusern ist die Bohlenstube ja statisch getrennt vom Ober- bzw. Dachgeschoss. Womit ist denn der Zwischenraum gefüllt, also die "Lücke" zwischen Bohlenstube-Decke und Obergeschoss-Fußboden? Oder hat das Obergeschoss keinen eigenen Fußboden? Ich frage deshalb, weil mich interessiert, wie man Tiere (Mäuse usw.), aber auch Feuchtigkeit, Kaltluft usw. fernhält, die sonst in solche Ritzen gelangen. Ich hoffe, ich habe mich nicht zu laienhaft und unverständlich ausgedrückt.

    Erstmal kann ich diese PDF- Sammlung von der Stiftung Umgebindehaus empfehlen:

    Stiftung Umgebindehaus - Umgebindehaus Ratgeber
    www.stiftung-umgebindehaus.de

    Für deine Frage ist das Kapitel interessant: Kapitel B Baukonstruktion: B3 Decken bis B5 Holzschutz

    Da wird erklärt, dass der Fußboden auch direkt auf der Blockstube liegen kann. Die Ritzen zwischen Blockstubendecke und Umgebinde sind sehr gering, als dass Nager da rein könnten. Hampf/ oder Flachs mit Lehm nützt als Dichtmittel in den Ritzen schütz vor Kälte- und Luftzug von außen. Dann kommt ja noch die Lehmschicht auf die Blockstubendecke drauf, die schließlich bündig mit der Bohlenwand verbunden ist. Diese Schicht liegt quasi im Rahmen von der Fachwerkwand und wird wie in einen Sandkasten an den Rändern gehalten. Nur durch verfaultes Fachwerk, oder durch Senkung vom Untergrund kann das geschlossene Gefüge vom Fachwerk zerreißen und es entstehen Lücken, die es möglich macht, dass Nager eindringen und dann weiteren Schaden anrichten können. Wenn oben die Scheuerleisten, an den Rändern vom Fußboden fehlerhaft sind, passiert das natürlich auch.

    Jetzt zu deiner Frage der Feuchtigkeit, die muss man sehr umfangreich beantworten.

    Ein bisschen Feuchtigkeit in Echtholz ist nie das Problem und ist auch wichtig, solange man das Holz für Würmer nicht Schmackhaft macht. Oxenblut und Galle ist ein Gerücht für unsere Umgebindehäuser. Dafür sind sie nicht alt genug und Beweise gibt es bisher auch nicht. Früher waren es die Schwarze Küche in der Blockstube, vor dessen Ruß und Rauch jedes Ungeziefer flüchtet. Dieser Ruß bildet in jeder Ritze einen natürliche Schutzschicht. Heute wären es Leinölfarben, die das übernehmen. Lackfarben ziehen nicht in das Holz ein, reißen wegen ihrer geringen Dehnbarkeit auf und blättern nach kurzer Zeit ab und ruckzuck ist das Ungeziefer drin. Das große Problem ist auch, dass der Lack auf alten Leinölanstrichen kaputt geht und noch schneller verrottet, als bei neuen Holz. Ich habe mal ein Experiment an einer lackverschmierten Scheibe durchgeführt und mein klares Leinöl drüber gestrichen. Nach nur 10 min löste sich der feste Lack auf der Scheibe an und zerfiel zu kleinen Krümeln, die man wegwischen konnte. Mir war das auch schon aufgefallen, wenn ich Hölzer, wo noch Lackreste vorhanden sind, mit Leinölfarbe wieder gesättigt habe, damit das Holz nicht weiter verrottet, bis dann Zeit da ist, um eine volle Aufarbeiten vorzunehmen zu können . Die Lackreste, die ich vorher nicht runter gekratzt bekommen habe, sind dann oft einfach in nachhinein abgekrümelt.

    Nun kommen wir zur Funktion der Lehmschicht auf der Blockstubendecke, die nicht nur zur Wärmedämmung dient. Die saugt auch die überschüssige Feuchtigkeit aus den Holz der Blockstubendecke und ist auch noch zusätzlich ein Insektenschutz von oben, solange sie auch abdampfen und wieder austrocknen kann. Früher wurde der Hohlraum durch einen Klappe, oder Schieber von unten beheizt. Das könnte man Quasi als eine fossile Fußbodenheizung bezeichnen. So kann die Feuchtigkeit in die Fußdielen abdampfen, diese wiederum dampft dann in den 1. Stock ab und die Lehmwände wiederholen das gleich noch mal dann nach außen hin. Leider fing man irgend wann mal an den Fußboden mit Kunstharzfarben zu streichen und später wurde dann gern Teerbeläge, Plastebeläge, Teppiche mit Gummischicht drüber gelegt und die Feuchtigkeit blieb dann in den Dielen hängen und drang dann noch zusätzlich an den Ränder in das Fachwerk ein und das gammeln ging nun los. Dazu wurden dann auch noch die Wände von innen zugebaut und somit funktionslos gemacht, dass dann auch noch die Räume ständig gelüftet werden müssen, damit die Feuchtigkeit drin nicht steht. Zusätzlicher Leerstand und Verwahrlosung hat das ganze noch beschleunigt und so machen Umgebindehaus innerhalb von 20 Jahren zum einfallen gebracht.

  • Sachswolf : danke für diese sehr interessanten Ausführungen! Daß man Lackgeschmier von Fenstern mit Leinöl runterkriegt, weiß kaum einer... danke für den sehr wertvollen Tip! - So wie Du es beschreibst, muß ein solches Haus ja sehr "atmen" - wie ist es da mit Möbeln an die Wände stellen? Und Teppichen? Was ist da geeignet?

  • Sachswolf : danke für diese sehr interessanten Ausführungen! Daß man Lackgeschmier von Fenstern mit Leinöl runterkriegt, weiß kaum einer... danke für den sehr wertvollen Tip! - So wie Du es beschreibst, muß ein solches Haus ja sehr "atmen" - wie ist es da mit Möbeln an die Wände stellen? Und Teppichen? Was ist da geeignet?

    Hallo und gern. Ich muss da noch ein bisschen was eindämpfen, das mit den Leinöl ist nur ein kleiner Effekt bei sehr alten lack. Schneller gehst es immer noch mit der Heißluftpistole und abschaben. Das ganze bringt dann mit Leinöl nur was, wenn man den Rest an Lack in den Furchen nicht runterschleifen und die gealterte Oberfläche zerstören will. Wenn man eine längere Zeit damit leben kann, dass das Holz etwas unfertig entlackt aus sieht. Um so älter und verrottet der Lack ist, um so höher der Effekt, der auf Zeit spielt. ;)

    Möbel bauchen immer Füße, die sie vom Boden trennt und 3 cm Luft mit den Rücken zur Wand, damit die Luft zirkulieren kann. Klassische Teppiche von heute bestehen immer auf der Unterseite aus Kunststoff, oder haben so geleimte Schichten, damit sie nicht rutschen. Die sind oft nicht feuchteoffen. Schau euch alte Fotos aus den 20er Jahre an. Meist ein großer Teppich unter den Haupttisch und Stühlen, die Ränder frei. Das hat genau so ein Effekt, der gewünscht wird. Man sollte lieber mit natürlichen Läufern arbeiten, da wo man es Fußwarm baucht, sonst lieber Hausschuhe nutzen und generell auf Fußbodenbelag verzichten. Wischen bringt nicht viel, außer sinnlose Feuchtigkeit. Früher hat man auch lieber gekehrt, teils mit Sand den Schmutz gebunden. Dank der Erfindung vom Staubsauger wird es danach nicht mehr so schnell wieder dreckig, da der Staub gut eigefangen und nicht so aufgewirbelt wird, wie mein fegen.

  • Seifhennersdorf

    In eigener Sache. Ich habe den Schornstein fast fertig. Es muss nur noch die Leiter montiert werden und da warte ich noch auf Feuerzink- Schrauben. Die Manschette aus besten DDR- Aluminium am Dach wird erstmal nicht verschraubt, da diese Jahr noch die Dachdeckung erneuert wird und ich da noch mal darunter muss.

    Der Abschluss besteht aus Edelstahl und ist eine Sonderanfertigung für diesen Schornstein. Alle alte guten Steine habe ich wieder verwendet, weshalb der Schlot etwas bunt ausschaut. Neben den Ziersteine habe ich 70 neue Steine im Schornstein verbaut und der Schlot ist mit Rücksprache vom Schornsteinfeger nun um 30 cm höher und so abgenommen.


    Edit: Wieso gehen kein Bilder hinzu zufügen?