Rund um die südliche Altstadt - die Fürst-Anselm-Allee

  • Hier soll die Abfolge von Grünanlagen dokumentiert werden, die sich um den südlichen Rand der Regensburger Altstadt herum erstrecken - und natürlich soll auch ein Blick auf die Umgebung geworfen werden, genauer gesagt auf weitere angrenzende Parks.

    Die Grundlage dieser Parkanlage bildete die Stadtmauer - der Namensgeber Karl Anselm von Thurn und Taxis gab dazu den Anstoß, und so entstand ab 1779 eine zweireihige Baumallee auf dem Geländestreifen der früheren Vorwerke entlang der damals noch erhaltenen Stadtbefestigung zwischen Jakobstor und Ostentor.

    Gepflanzt wurden damals mindestens 1500 Bäume, leider wurde die Allee nicht so recht als Landschaftskunstwerk angenommen, sondern eher als Weg befahren und als Weidefläche benutzt, was der Rat der Stadt Regensburg schließlich mit Verboten in den Griff bekam.

    Unter Bischof Dalberg wurde die Anlage ab 1803 erweitert, auch Schäden durch die Schlacht bei Regensburg 1809 wurden beseitigt. Fürst Karl Alexander kaufte 1813 einen Teil der Anlage und ließ das Gartenpalais rekonstruieren, heute ist dieses Areal als Schloßpark eingezäunt und nimmt einen Großteil der Breite der Grünanlage im Südwesten ein.

    Ende des 19. Jahrhunderts kam die Stadt Regensburg wieder in den Besitz der restlichen Anlage, allerdings ist der "grüne Gürtel" heute nördlich des damals neu gebauten Bahnhofs durchschnitten (bzw. der Bahnhöfe, der erste wurde ja schnell zu klein und wieder abgerissen).

    Dafür kam ein weiterer Teil nachträglich hinzu, und zwar der äußerste Nordwesten, ausgehend von der früheren Burg Prebrunn:

    Hier befindet sich heute der Herzogsgarten, von dem aus die Prebrunnallee zum Jakobstor führt.

    Südlich davon beginnt dann die Fürst-Anselm-Allee, die Gestaltung der Prebrunnallee ist praktisch identisch.

    Auch hier kann ich mir eine nummerierte Übersicht nicht verkneifen:

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    1. Herzogspark und Reste der früheren Burg
    2. Prebrunnallee bis zum Jakobstor
    3. Stadtpark mit Ostdeutscher Galerie
    4. Dörnbergpark mit Dörnbergpalais und Rosarium
    5. Fürst-Anselm-Allee (geht schon an der Jakobstraße los)
    6. Schloßpark (eingezäunt, nur ein schmaler Streifen südlich verbleibt)
    7. Maximilianstraße mit Parkhotel Maximilian und hier komplett öffentlich zugänglichem Park
    8. D.-Martin-Luther-Straße zerschneidet die Anlage
    9. Ostenallee - hier ändert sich der Name, heute keine Allee mehr, sondern ein Park
    10. Ostentor und Königliche Villa

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  • Wir beginnen bei Punkt 1, ganz am Ende, wo man nur noch umkehren kann - an der Hundsumkehr.

    Für eine solche Lage gab es das schöne protogermanische Morphem unz (davon ist auch das englische Wort "until" abgeleitet), aus dem die Volksetymologie dann "Hunds" gemacht hat ... :smile:

    Ein Schild informiert uns über die Hintergründe des Parks:

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    Früher gab es hier eine Wasserburg, die Burg Prebrunn, die auch der Prebrunner Allee ihren Namen verleiht. Und wir sind im Mittleren Westen, aber nicht der USA, sondern des Regensburger Westenviertels ...

    Und hier eine Übersicht:

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    Blick in Richtung Regensburg:

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    Hier müßte wohl der eingezeichnete "Rosengarten" sein:

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    Deutlich sehenswerter die Reste der Bastion, sogar noch mit einem erhaltenen Turmdem erhaltenen Prebrunntor:

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    Oben hat man einen deutlich besseren Blick auf Regensburg, der Dom ist 1,2 km entfernt, die Altstadtbebauung, die gleich hinter dem Park beginnt, erstreckt sich bis zum Ostentor auf rund 2 km.

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    Von oben hat man wieder einen schönen Blick auf die Donauinsel Oberer Wörth:

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    Von hier aus zurück in den grabenförmigen Herzogspark:

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    Im Umfeld ein sehr gehobenes Wohnviertel mit gründerzeitlichen Villen, etwas weiter westlich gibt es aber auch Wohnblocks:

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    Im Süden geht der Park in die Prebrunnallee über, hier gibt es eine erste Sehenswürdigkeit mit dem Württembergischen Palais:

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  • Vielen Dank, das steht sogar in der Wikipedia zum Herzogspark

    Zitat

    Heute ist beim Prebrunnturm die ursprüngliche Stadttorsituation in Bezug auf den westlich außerhalb der Stadtmauer liegenden Vorort Prebrunn nicht mehr erkennbar. Die beiden seitlichen, westlich vorgelagerten Tortürme fehlen und auch der Übergang über den Stadtgraben ist nicht vorhanden. Außerdem ist die ebenerdige Tordurchfahrt durch den auf der Westseite angeschütteten Hügel der Bastei verschlossen. Die heute sichtbare hohe Basteimauer einer großen Bastei wurde erst 1656 errichtet, nachdem man mit der wesentlich kleineren Bastei mit niedriger Basteimauer so schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Der Eingang in den Turm befindet sich seitdem im ehemaligen ersten Obergeschoss des Turmes. Der Prebrunnturm kann im Sommer bestiegen werden und bietet eine Aussicht auf die turmreiche Silhouette der Regensburger Altstadt sowie auf die unmittelbar am Park vorbeifließende Donau. Nördlich des Turms finden sich Reste der Bastei.

    Weil der Eingang im ersten Stock ist, hätte ich es nicht für einen Bestandteil eines früheren Stadttors gehalten.

    Der Eingang:

    Neischaung koscht a :opa:

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  • Etwas weiter südlich kommt dann der Renaissancegarten:

    Gehobene Bebauung in der Umgebung:

    Südlich davon dann das Naturkundemuseum Ostbayern im ehemaligen Württembergischen Palais:

    Fassade zu Am Prebrunntor:

    Wie fast auf der kompletten Tour auch hier sehr schöne Grünanlagen:

    Das Palais aus der Nähe:

    Von hier aus die Prebrunnallee weiter nach Süden, zum Stadtpark:

    Und nach wenigen Minuten kommt schon der ausgedehnte Stadtpark:

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  • Die Geschichte des erst Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenen Stadtparks wird hier beschrieben - er wurde in Teilen als Schießplatz und Friedhof genutzt, später fand im Jahr 1910 die Oberpfälzer Kreisausstellung statt (wobei der "Kreis" wohl dem "Regierungsbezirk" entsprach).

    Viele Gebäude der Ausstellung waren nur temporäre Bauten aus Holz, es verblieben einige Verwaltungsgebäude und die Kunsthalle, heute Kunstforum Ostdeutsche Galerie.

    Hier der Park:

    Das ist die Maria-Schutz-Kirche, die frühere katholische Friedhofskirche:

    Hier bin ich mir nicht sicher, das sind vermutlich Verwaltungsgebäuder der Ausstellung?

    Am südlichen Rand dann die Parkside Offices:

    Daß es auch im Stadtpark einen Kneitinger gibt, war mir neu ... Unter den Linden:

    Daneben dann die Kunstgalerie mit ihren modernen Anbauten:

    Aus größerer Entfernung:

    Der Altbau:

    Mit verfremdeten Säulen:

    Etwas südlich davon dann das Figurentheater, untergebracht im früheren Schießhaus der Pistolenschützen:

    Von hier aus dann weiter nach Süden:

    Dort gibt es natürlich wieder ein Schild am Ende (oder Anfang, je nach Betrachtungsweise) des Parks:

    Blick zurück zur Kunstgalerie:

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  • Östlich des Stadtparks gibt es schöne alte Bauten im Grünen:

    Die Bierversorgung ist gesichert:

    In Richtung Altstadt kommt hier auch das Jakobstor bzw. dessen Reste:

    Die Jakobstraße verläuft dann direkt zum Bismarckplatz:

    Von hier aus führen nun Fürst-Anselm-Allee und Wittelsbacherstraße nach Süden, wobei die Allee dankenswerterweise den Fußgängern vorbehalten ist.

    Die Bebauung ist "noblig", wie man hier so schön sagt:

    Hier befinden sich übrigens auch die Privatschulen Pindl ... das Gebäude ganz rechts. Host a deppads Kindl, schicks zum Schulen Pindl (natürlich nicht der offizielle Werbespruch).

    Weiter geht es nun zum Dörnbergpark, von seinem Namensgeber Ernst von Dörnberg im 19. Jahrhundert auf die heutige Größe erweitert. Bedeutendstes Bauwerk ist das Dörnbergpalais, gekauft und deutlich erweitert ... von Ernst von Dörnberg :smile:

    Rund um den Park gibt es schöne Parkvillen im Grünen, allerdings überwiegend schon Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden.

    Auf der obigen Übersicht ist das übrigens Punkt 4, aber die Orientierung verliert man angesichts der doch recht großen Parks kaum ... hier nimmt mir ein Schild wieder die Arbeit ab, selbst eine Beschreibung einzutippen:

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  • Im Dörnbergpark gibt es nur drei Gebäude, natürlich zunächst einmal das gleichnamige Palais. Es ist in Privatbesitz und gar nicht so einfach zu fotografieren, sobald die Vegetation wieder einsetzt.

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    Am südlichen Rand, an der Augustenstraße, befinden sich dann gründerzeitliche Gebäude (Gerichte und Staatsanwaltschaft), hier im Hintergrund zu erkennen:

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    Am äußersten nordwestlichen Rand habe ich dann bei einem anderen Besuch noch dieses eigenartige Gebäude entdeckt, weiß jemand genaueres darüber?

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    Am südlichen Rand wie erwähnt dann die diversen gründerzeitlichen Gebäude:

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    Anstatt jetzt mit dem Rosarium ein weiteres Highlight des Parks zu zeigen, kommt erst einmal ein Abstecher ins moderne Regensburg gleich daneben - auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs sind Georgen-, Johannes- und Karolinenhof entstanden, auch als "Dörnberg-Quartier" bezeichnet.

    Westlich angrenzend an die Regensburger Altstadt wird auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs das „Dörnberg-Viertel“ realisiert. Auf einer Fläche von 23 Hektar entsteht ein attraktives Quartier, das bei Fertigstellung insgesamt 88.000 Quadratmeter Wohnfläche, 27.300 Quadratmeter Gewerbefläche sowie 2.700 Quadratmeter Büro- und Ladenfläche umfassen wird. Flankiert werden soll der abwechslungsreiche Nutzungsmix aus Wohnen, Arbeiten und Einkaufen durch vielfältige Freizeitangebote sowie durch einen neu angelegten Landschaftspark, der das Quartier zur Bahntrasse nach Süden abschließt.

    Ob es wirklich attraktiv ist, werden wir im nächsten Beitrag sehen.

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  • Das ungewöhnliche Gebäude müsste das Gesellschaftshaus mit Pergolen sein:

    "In der Folgezeit ließ Dörnberg am Westrand des Parks ein Schweizer Landhaus mit Laubengängen und Rosenbeeten – das heutige Rosarium – anlegen sowie Pferdestallungen, Wagenremisen und ein Gesellschaftshaus mit beidseitigen Pergolen am Nordrand des Parks."

    Stadt Regensburg - regensburg 507 - SEHENSWERT
    Der Dörnbergpark bietet alles, was den klassischen englischen Landschaftspark auszeichnet: Sanft geschwungene Wege, weite Rasenflächen, Baumgruppen mit…
    www.regensburg.de
  • Das ungewöhnliche Gebäude müsste das Gesellschaftshaus mit Pergolen sein:

    Nein, das "Gesellschaftshaus mit Pergolen" ist das Rosarium in der westlichen Ecke des Parks an der Kreuzung Hoppestraße / Augustenstraße / Liskircherstraße. Das "ungewöhnliche Gebäude" ist der am nördlichen Rand des Parks stehende Gartenpavillon Dechbettener Straße 5 c. Beide Gebäude gehören zum Dörnberg-Palais.

  • Inzwischen habe ich meine Denkmaltopographie wiedergefunden, es ist der "Gartenpavillon, nach 1871 von Ludwig Degen als Gesellschaftshaus errichtet". Das Rosarium vom selben Architekten entstand in etwa zur gleichen Zeit und zählt zu den "Gartenbauten anläßlich der Umwandlung in einen englischen Landschaftsgarten".

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  • Leider ist das Neubauviertel von der üblichen Häßlichkeit, mit den hellen Klötzen fast ähnlich wie die Bauten, die man bei der Einfahrt in den Münchner Hauptbahnhof sieht (wenn auch deutlich kleiner).

    Hier der Neubau des Verlagsgebäudes des Mittelbayerischen Verlags:

    Wir sind jetzt auf der Kumpfmühler Brücke, Blick auf die Gleise mit den nummerierten Wohnblöcken, auf der Anhöhe die Hochhäuser von Königswiesen:

    Die oben schon genannten drei "Höfe" sind dann so richtig aseptisch und einfallslos:

    Die Ladehofstraße führt hier nach Westen:

    Belanglose Bauten ohne jeglichen regionalen Bezug:

    Blick zurück zu den historistischen Bauten, die Justizvollzugsanstalt im Vordergrund:

    Es bleibt gesichtslos ...

    Daher schnurstracks die Hoppestraße wieder nach Norden, vorbei an älteren Wohnblöcken:

    Zum Rosarium - das gibt es dann im nächsten Beitrag.

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  • Ich finde die Peripherie von Regensburg irgendwie besonders trostlos, zu der üblichen Hässlichkeit kommt auch noch das Provinzielle dazu... furchtbar.

    Ja, jenseits der Altstadt hat man bestenfalls noch ein wenig Historismus, z. B. die Villen rund um den Park. Wirklich viel hat sich da aber im 19. Jahrhundert nicht getan, die Bevölkerungszahl hat sich zwar schon zwischen 1800 und 1900 verdoppelt, aber nur von 20.000 auf 40.000 Einwohner (vielleicht auch durch Eingemeindungen, jedenfalls kein Vergleich zu Städten wie Dresden, die ja praktisch zu 90 % aus Gründerzeit bestanden).

    Jenseits der Augustenstraße dann dieses Kleinod, das Rosarium, schon oben erwähnt:

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    Ein äußerst charmantes Ensemble mit einem kleinen Haus, einem "Gartenpavillon im Schweizer Landhausstil", das als Restaurant genutzt wird: Rosarium

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    Ende 2019 war ich da mal beim Essen, nachdem ich durch eine Folge von "Mein Lokal, dein Lokal" darauf aufmerksam wurde - sehr empfehlenswert, vermutlich aber inzwischen ein neuer Betreiber.

    Besonders schön auch der Außenbereich, quasi ein Biergarten inmitten von Rosen:

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    Gebäuderückseite:

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    Blick über den Park nach Norden:

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    Übrigens bin ich tatsächlich auch bei dieser Tour zum Gesellschaftshaus gegangen, daran konnte ich mich gar nicht mehr erinnern.

    Gehobene Wohnbebauung am nördlichen Rand des Parks:

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    Charmante Häuschen, wohl auch im Landhausstil:

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    Und daneben wieder das Gesellschaftshaus:

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    Die Villen an der Dechbettener Straße, die wieder zum Stadtpark hochführt:

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    In der Nähe müßte sich auch früher das erste thailändische Restaurant der Stadt befunden haben, aus dem dann dieses Kochbuch entstand.

    Und am Ende der Straße nochmals der Blick auf die Reste des Jakobtors - an diesen kleinen Schlenker konnte ich mich gar nicht mehr erinnern, die Fotos habe ich schon im April 2023 aufgenommen:

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    Danach jetzt aber wieder ein Sprung in Richtung Dörnbergpalais, von dort aus dann weiter zum Schloß St. Emmeram, das ja nur wenige Gehminuten entfernt liegt.

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