Im folgenden möchte ich eine sehr kleine (nur 14.000 Einwohner), aber auch sehr reizvolle Kleinstadt präsentieren, nämlich Eichstätt, die "Hauptstadt" des Altmühltals (das auch recht reizvolle Beilngries ist tatsächlich noch kleiner und hat nur 10.000 Einwohner).
Eichstätt ist eine Bischofsstadt, im Gegensatz zu Regensburg konnte sich dort der Bischof als weltlicher Herrscher halten und über ein Hochstift gebieten, das ungefähr ein Drittel des Bistums ausmachte und zum fränkischen Reichskreis gehörte.
Eichstätt selbst ist aber definitiv altbayerisch geprägt, nördlich des Altmühltals geht es dann aber recht schnell ins Fränkische über - da Eichstätt im Süden des Hochstifts lag und noch eine Reihe von Exklaven nordwestlich zu Eichstätt gehörten (Karte siehe hier), geht die Zuordnung damals sicher in Ordnung.
Nach einem Intermezzo als "Versorgungslösung" für die Herzöge von Leuchtenberg als Fürstentum Eichstätt, vergleichbar mit Regensburg, aber langlebiger bis 1833, gehörte Eichstätt zu Mittelfranken, kam aber mit der großen Gebietsreform 1972 zu Oberbayern.
Damit dehnte sich Oberbayern mit dem recht großen Landkreis Eichstätt und dem vormals schwäbischen Landkreis Neuburg recht weit nach Norden aus - ein ziemlich untypisches Stück Oberbayern, das garantiert in keinem klassischen Oberbayern-Reiseführer vorkommt, der meist schon bei München endet ...
Infos zum Hochstift bietet die Wikipedia, zu Eichstätt selbst scheint es kaum Literatur zu geben, weder im Buchhandel vor Ort noch in der Touristeninformation gab es ein nennenswertes Angebot, da standen eher Wanderführer im Mittelpunkt.
Die Touristeninformation bot kleine Monographien für rund 2 Euro zu einzelnen Gebäuden an, der Stadtführer war vorübergehend nur auf Englisch vorhanden ("The Bishop's City"). Das einzige umfassende Werk war "Eichstätt in Stadtansichten des 15. bis 19. Jahrhunderts", eine Begleitlektüre für eine Ausstellung im Domschatz- und Diözesanmuseum 2013, leider aber nicht als Nachschlagewerk nutzbar, da die Infos immer nur zu den jeweiligen Ansichten gegeben werden.
Das städtebaulich einschneidendste Ereignis war die Zerstörung Eichstätts im dreißigjährigen Krieg:
Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges galt die Stadt als „Hochburg des Katholizismus“ und sah sich eines folgenreichen Angriffs durch die Schweden ausgesetzt. Diese eroberten und plünderten die Stadt. 1633 wurden die Stadt und die Willibaldsburg mehrmals besetzt und gebrandschatzt; dabei nahmen die Schweden zahlreiche Kanonen, Waffen, Munition und große Mengen Mehl und Getreide an sich und brachten es in ihr Lager nach Neuburg.[17] Am 12. Februar 1634 wurden weite Teile der heutigen Innenstadt fast völlig zerstört. 444 Häuser und sechs Kirchen fielen den Verwüstungen zum Opfer; nur 127 Häuser, der Dom, die Stadtpfarrkirche Unsere Liebe Frau, das Kloster St. Walburg, die Dominikanerkirche und die Johanneskirche überstanden die Plünderungen.[5] Am 5. September desselben Jahres kam es jedoch zu weiteren Zerstörungen. Hierbei wurden weitere 44 Gebäude angezündet.[5] Infolge der Zerstörungen durch die Schweden starb das Tuchmacherhandwerk in Eichstätt fast vollständig aus. Der Wiederaufbau begann im Jahre 1639[5] und dauerte bis Ende des 18. Jahrhunderts an.
Danach begann der recht zeitaufwendige Wiederaufbau, der durch Geldmangel gekennzeichnet war.
Zu nennen sind hier vor allem:
Gabriel de Gabrieli - meines Erachtens der einzige allgemein in der Region bekannte Baumeister, als Hofbaudirektor und Hofkammerrat extrem produktiv und für das barocke Erscheinungsbild prägend (wird meist für einen Italiener gehalten, stammt aber wie so viele bedeutende Architekten in Bayern aus Roveredo in Graubünden)
Giacomo Angelini - gemeinsam mit seinem Bruder Carlo (beide auch eingedeutscht als Jakob und Karl Engel aktiv) vor allem im Hochstift aktiv, aber auch eine ganze Reihe kleinere Bauten und Umbauten in Eichstätt gehen auf ihn zurück
Maurizio Pedetti - tatsächlich ein Italiener, wenn auch aus Como und somit gleich an der Grenze zu Graubünden, hier waren die Budgets leider schon recht begrenzt, er konnte Hofgarten und Residenzplatz umgestalten, das Waisenhaus erweitern und das Schloß Hirschberg bei Beilngries ebenfalls ausbauen, sehr bekannt sich auch seine zahlreichen Zeichnungen und Ansichten von Stadt und Bauwerken
Danach tat sich in Eichstätt städtebaulich nicht mehr viel, auch wirtschaftlich war die Stadt ziemlich abgekoppelt und erhielt nur nach großen Mühen einen Bahnhof, der über einen Pendelverkehr (früher Schmalspur) an die Bahnlinie Treuchtlingen-Ingolstadt angebunden ist. Gründerzeit findet sich in Eichstätt kaum, nach Osten hin entstand später ein großes Gewerbegebiet.
Im Gegensatz zu Neuburg fällt auf, daß es relativ viele schlichte Bauten in der Altstadt gibt, teilweise auch in mäßigem Zustand - dafür ist die Eichstätter Altstadt sehr belebt und bietet auch Einkaufsmöglichkeiten, denn dort ist ja wirklich das Zentrum (während in Neuburg die überwiegend moderne Untere Stadt das Zentrum wurde).
Zu nennen ist noch die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, eine Besonderheit in Deutschland, hervorgegangen aus der Theologischen Hochschule des Bischofs und der Pädagogischen Hochschule und neben einem kleinen Campus über die Altstadt verteilt.