Im Jahr 2006 wurde "Regensburg mit Stadtamhof" als UNESCO-Welterbe anerkannt - eine ausführliche Begründung findet sich hier, direkt auf der Website der UNESCO.
Auch wenn Stadtamhof seit 1924 "nur" noch ein Stadtteil von Regensburg ist, so wurde es aufgrund seiner jahrhundertelangen Unabhängigkeit als Markt und später Stadt separat aufgeführt, sicherlich auch aufgrund des deutlich unterschiedlichen Charakters - schließlich ist Regensburg in der Altstadt überwiegend noch von seiner Glanzzeit aus dem 11. bis 13. Jahrhundert geprägt, während sich das sehr viel kleinere Stadtamhof nach mehrmaligen Zerstörungen überwiegend im Stil des 19. Jahrhunderts präsentiert.
Zunächst ein kurzer Überblick über die Geschichte von Regensburg und Stadtamhof.
Im Bereich des heutigen Regensburg befand sich ursprünglich eine keltische Siedlung, später kamen die Römer, zuerst vorübergehend im Bereich des heutigen Kumpfmühl, später, ab dem Jahr 179 direkt im Bereich der heutigen Altstadt, mit einem Legionslager und zivilen Siedlern (Castra Regina), sowie einem kleineren Außenposten ganz im Westen, beim heutigen Prüfening.
Hier entstand bereits der Name "Regensburg", nämlich "Burg am Fluß Regen", die heutige französische/italienische Bezeichnung "Ratisbonne/Ratisbona" geht noch auf den keltischen Namen zurück, gebildet aus "ratis" und "bona", also "Befestigungswall" und "Stadtgründung".
Ab dem Jahr 500 mußte diese Siedlung aufgegeben werden, Regensburg wurde dann fast 300 Jahre lang zum Hauptsitz der Agilolfinger, Karl der Große hielt sich 791-793 anläßlich der Eingliederung des Stammesherzogtums Baiern in das Fränkische Reich in Regensburg auf, das Bistum Regensburg war schon rund 100 Jahre zuvor als eines der ältesten Bistümer gegründet worden.
Damit wurde bereits der Grundstein gelegt für die spätere politische Entwicklung, die zu einer selbst für die damalige Zeit verworrenen Machtsituation führte, mit den Hauptakteuren Kaiser, bayerischer Herzog und Bischof, später noch ergänzt um das aufstrebende Bürgertum.
Welchen Status hatte nun Regensburg genau?
Heute ist häufig von "Freien Reichsstädten" die Rede, wobei der Begriff in den meisten Fällen falsch ist. Entstanden ist diese Zusammenziehung aus der gemeinsamen Vertretung der Freien Städte und der Reichsstädte im Städtekollegium des Reichstags, tatsächlich handelte es sich um zwei unterschiedliche Konstrukte.
Reichsstädte waren direkt dem Kaiser unterstellt, mußten ihm direkt Steuern zahlen und bei Bedarf Truppenkontingente bereitstellen, sie waren "reichsunmittelbar" und nicht den lokalen Landesfürsten unterstellt. Nach innen hin hatten sie viele Kompetenzen und Freiheitsrechte bis hin zur eigenen Gerichtsbarkeit.
Freie Städte - der Begriff kam erst nachträglich auf, außerdem gab es damals natürlich keine standardisierten Verwaltungsabläufe wie heute - waren hingegen Städte, in denen Bürger oder Zünfte eine so starke Stellung erreicht hatten, daß sie ihrem lokalen Herrscher eine weitgehende Autonomie und Selbstverwaltung abtrotzen konnten. Sie mußten keine Steuern direkt an den Kaiser zahlen und außer bei Kreuzzügen auch keine Truppen stellen.
In der Praxis gelang diese Emanzipation dauerhaft nur bei Bischöfen, die einerseits ihr Amt nicht vererben konnten und andererseits bestimmte Rechte als weltliche Herren nur mittelbar über Vögte ausüben konnten, z. B. die Blutgerichtsbarkeit, und daher delegieren mußten.
Generell war es zwar auch möglich, sich solche Rechte gegenüber "normalen" Herrschern zu ertrotzen oder einfach zu kaufen, wirklich Bestand hatte dieser Status aber nur gegenüber Bischöfen und Kaisern, die ja ihr Amt nicht vererben konnten.
In Regensburg war die Situation besonders kompliziert, weil es eben gleich 4 Akteure gab, die sich zeitweise verbündeten. Um die komplexe Entstehungsgeschichte stark zu verkürzen:
Der Bischof hatte in weltlicher Hinsicht eine relativ schwache Position, es gelang ihm auch nie, ein wirklich nennenswertes Gebiet unter seine Kontrolle zu bringen, ganz im Gegensatz zu Passau. Es entstand zwar ein Hochstift, das bestand aber nur aus kleineren Gebieten wie Wörth oder Donaustauf und erstreckte sich aufgrund der starken Stellung des Kaisers nicht einmal auf die gesamten kirchlichen Einrichtungen in Regensburg:
Die Stifte Obermünster und Untermünster sowie das Kloster Sankt Emmeram unterstanden dem Kaiser (neben Reichsklöstern und Reichsstiften gab es noch alle möglichen anderen reichsunmittebaren Strukturen, von Dörfern bis hin zu einem "Reichstal" im Schwarzwald).