Nürnberg - Galeria Kaufhof: Was stand vorher dort?

  • Nachdem nun weitere Filialen des Warenhauskonzerns 'Galeria Karstadt Kaufhof' in ganz Deutschland geschlossen werden sollen, betrifft es diesmal auch die Filiale in Nürnberg an der Königstrasse / Pfannenschmiedsgasse. Was mit dem Gebäude geschehen soll, ist noch völlig offen. Ein Abriss dürfte nicht im Vordergrund stehen, zumal das Gebäude gut in Schuss zu sein scheint und seine Fassaden für ein Warenhaus eine viel höhere Ästhetik aufweisen als solche eines durchschnittliches Warenhauses. Kaufhäuser in Innenstädten werden vom Gewerbe gerne gesehen, da sie Besuchermagneten darstellen und somit die kleineren Geschäfte rundherum davon profitieren. Auch der Oberbürgermeister will die Schliessungen nicht hinnehmen und kämpft gegen die Streichung von 370 Arbeitsstellen.

    Dennoch interessiert es mich, was dort eigentlich früher stand. Auf historischen Fotos ist ersichtlich, dass an beiden Strassen eine grosse gründerzeitliche Überformung stattgefunden hatte und dafür teilweise Parzellen zusammengezogen worden waren. Für erste Informationen schaute ich mir die Google maps-Ansichten, den Stadtplan von 1945, die Satellitenaufnahme von etwa 2022 sowie die Bayerische Uraufnahme von 1811 an, die ich in diesem Beitrag veröffentliche. Als nächsten Schritt werde ich eine Häuserliste mit der alten und neuen Nummerierung erstellen, aus der hervorgeht, welche Parzellen vereinigt wurden. Nach und nach sollen auch Fotos hinzukommen. Auf dem Schadensplan von 1945 ist das ganze Geviert als total beschädigt eingetragen, dennoch habe ich Fotos von nach 1945 in Erinnerung, die dort noch erhaltene Bausubstanz zeigen. Eigene Fotos vom aktuellen Zustand habe ich leider nicht und gebe dafür stellvertretend einen Link mit einem Fassadenausschnitt an: https://goo.gl/maps/uDzYjDnTQ1Nm2E5g7

    Dass hier Stadtreparatur betrieben werden soll, darf wohl ausgeschlossen werden.


    Galeria-Kaufhof-2022.jpg

    Satellitenaufnahme um 2022 (Quelle: BayernAtlas).


    Galeria-Kaufhof-1945.jpg

    Stadtplan 1945.


    Galeria-Kaufhof-1811.jpg

    Bayerische Uraufnahme 1811 (Quelle: BayernAtlas).


    Galeria-Kaufhof-1811-1945.jpg

    Bayerische Uraufnahme 1811 (schwarz und ocker) - Stadtplan 1945 (rot).


    Galeria-Kaufhof-1945-2022.jpg

    Satellitenaufnahme um 2022 - Stadtplan 1945.


    Galeria-Kaufhof-von-SW.jpg

    Google maps-Aufnahme von Südwesten.


    Galeria-Kaufhof-von-NO.jpg

    Google maps-Aufnahme von Nordosten.

  • Augenfällig wurde hier beim Neubau des Warenhauses ab 1950 das Wollengässchen nach Norden verschoben, aus welchen Gründen auch immer. Auch ist die Fassadenflucht an der Königstrasse heute begradigt, während vorher drei Staffelungen existierten.

    Bilder dieses Quartiers sind nicht zahlreich zu finden, weder beim Marburger Bildindex, noch bei Auktionshäuser, noch in meiner Sammlung. Das war schon ein erster Hinweis, dass hier bis 1945 wohl nicht besonders wertvolle Bausubstanz vorhanden war. Den Katalog des Stadtarchivs habe ich noch nicht durchsucht. Auf den Fotos war es schwierig, den einzelnen Häusern ihre Adressen zuzuordnen, weshalb bei den Recherchen der Stadtplan von 1945 und die Bayerische Uraufnahme von 1811 immer daneben lagen. Gerade die Staffelungen verdeckten in den Gesamtstrassenansichten die folgenden Nachbarhäuser, weshalb es schwierig war, die Fassadenabfolgen klar zu bestimmen. Mithilfe der Ermittlung der Fotografenstandorte gelang dies schliesslich.

    Vor den Fotos folgt deshalb zuerst eine Häuserliste, wobei noch nicht ganz klar ist, ob bei Parzellenzusammenlegungen auch Neubauten folgten, ob nur ein Hausteil angepasst oder ob überhaupt keine baulichen Veränderungen vorgenommen wurden. Letzteres kommt generell oft vor, gerade wenn ein Laden unter zwei Häusern hindurch von einer zur andern Gasse reicht, die Obergeschosse aber durch separate Treppenhäuser weiterhin eigenständig blieben. Die Liste ist daher erst als provisorische Ausgangslage zu betrachten. Vor der Liste zur besseren Übersicht nochmals die übereinander kopierten Stadtpläne von 1811 und 1945 aus dem ersten Beitrag (das heutige Wollengässchen befindet sich in den nördlichen zwei Dritteln von Pfannenschmiedsgasse 7 und Königstr. 42):


    Galeria-Kaufhof-1811-1945.jpg

    Bayerische Uraufnahme 1811 (schwarz und ocker) - Stadtplan 1945 (rot).


    Die Liste beginnt mit der Mohren-Apotheke Königstr. 32 und folgt im Uhrzeigersinn. Rot eingefärbt sind die Adressen auf der Grundfläche des heutigen Kaufhauses, und schwarz sind die Adressen nördlich davon bis zum Lorenzer Platz:

    Adresse 1811 Adresse bis 1945 heutige Adresse
    L95 (Königstrasse) Königstr. 32 (Mohren-Apotheke) Königstr. 32 (Mohren-Apotheke)
    L96 (Königstrasse)
    Königstr. 34 (Mohrenkeller)
    Königstr. 34 (zusammen mit Pfannenschmiedsgasse 1)
    L97 (Königstrasse) Königstr. 36 Königstr. 36 (zusammen mit Königstr. 38)
    L98 (Königstrasse) Königstr. 38 Königstr. 38 (zusammen mit Königstr. 36)
    L99 (Königstrasse) Königstr. 40 Königstr. 40 (zusammen mit Pfannenschmiedsgasse 5)
    L100 (Königstrasse)
    Königstr. 42
    aufgehoben (Wollengässchen neu / Galeria Königstr. 42 / 52)
    L101 (Königstrasse)
    Königstr. 44, Hotel zum rothen Hahn
    (zusammen mit Königstr. 46)
    aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    L102 (Königstrasse)
    Königstr. 46, Hotel zum rothen Hahn
    (zusammen mit Königstr. 44)
    aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    Wollengässchen alt Wollengässchen alt aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    L103 (Wollengässchen) Wollengässchen 1 aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    L104 (Königstrasse) Königstr. 48, Hotel zum weissen Hahn aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    L105 (Königstrasse) Königstr. 50 aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    L106 (Königstrasse) Königstr. 52, Hotel Monopol aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    L 107 (An der Mauthalle) - (zu Königstr. 52 vorher wohl Nr. 54) aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    L106 (An der Mauthalle) (nicht 108!) An der Mauthalle 1 aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    L527 (Pfannenschmiedsgasse) Pfannenschmiedsgasse 19 aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    L529 (Pfannenschmiedsgasse)
    (evtl. Fehler, nicht L528?)
    aufgehoben (zu Pfannenschmiedsgasse 19) aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    L529 (Pfannenschmiedsgasse)
    aufgehoben (zu Pfannenschmiedsgasse 15) aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    L530a (Pfannenschmiedsgasse) Pfannenschmiedsgasse 15 aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    L530b (Pfannenschmiedsgasse) Pfannenschmiedsgasse 13 aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    Wollengässchen alt Wollengässchen alt aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    L531 (Pfannenschmiedsgasse) Pfannenschmiedsgasse 11 aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    L532 (Pfannenschmiedsgasse) Pfannenschmiedsgasse 9 aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)
    L533a (Pfannenschmiedsgasse)
    Pfannenschmiedsgasse 7
    aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52 / Wollengässchen neu)
    L533b (Pfannenschmiedsgasse)
    Pfannenschmiedsgasse 5
    Pfannenschmiedsgasse 5
    (zusammen mit Königstr. 40)
    L534 (Pfannenschmiedsgasse)
    Pfannenschmiedsgasse 1/3
    Königstr. 28/30
    Pfannenschmiedsgasse 3
    L535 (Pfannenschmiedsgasse)
    Pfannenschmiedsgasse 1/3
    Königstr. 28/30
    Pfannenschmiedsgasse 1
    (zusammen mit Königstr. 34)
    L93 (Königstrasse)
    Pfannenschmiedsgasse 1/3
    Königstr. 28/30
    Pfannenschmiedsgasse 1
    (zusammen mit Königstr. 34)
    L94 (Königstrasse)
    Pfannenschmiedsgasse 1/3
    Königstr. 28/30
    Pfannenschmiedsgasse 1
    (zusammen mit Königstr. 34)

    (Edit.: Hausbezeichnungen für 1811 geändert)

  • Danke für deine Mühe. Mit etwas Glück kann ich auch das eine oder andere Bild beitragen. Nur mal vorab ein Hinweis. 1811 gab es die Kombination aus Straßennamen und Haunummern nicht. Es gab zu dieser Zeit nur L (für Lorenz) XXX und S (für Sebald) YYY. Das hier sind also alles L-Nummern.

    Eine schöne Übersicht, welche L- und S-Nummern zu welcher Straße/Hausnummer wurden, findet sich im Adreßbuch von 1870.

  • Da hast Du natürlich recht mit der Nummerierung, die um 1811 und schon viel früher gängig war. Mit etwa 1500 Hausnummern pro Stadthälfte frage ich mich aber, wie das damals gehandhabt wurde. Irgendein geografischer Zusatz wird früher wohl auch gebräuchlich gewesen sein, wenn auch nicht offiziell.

    In meiner Liste habe ich aber zur Erleichterung der Arbeit die Strassennamen trotzdem vorangestellt, und ich betrachte sie ja erst als provisorisch. Bei den 27 Liegenschaften dieses Quartiers verlöre man schnell die Übersicht, wenn ich zum Beispiel

    'L 531 - Pfannenschmiedsgasse 11 - aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)'

    schreiben würde. Man könnte allenfalls für 1811 einfach den Strassennamen in Klammern hinten anfügen:

    'L 531 (Pfannenschmiedsgasse) - Pfannenschmiedsgasse 11 - aufgehoben (Galeria Königstr. 42 / 52)'.

    Solche Details mögen jetzt für einige Leser spitzfindig sein, aber bei Forschungstätigkeiten ist es wichtig, sich an offizielle Schreibweisen zu halten. Nur so können andere Leute allenfalls mal weiterforschen, weil man genau weiss, was damit gemeint ist. Für St. Gallen habe ich für alle 500 Liegenschaften in der Altstadt elf unterschiedliche Häusernummerierungen entschlüsselt. Für das Haus meines Urgrossvaters sieht das dann so aus:

    Helvetischer Kataster 1802 (Katasternummer)41 (ohne Ortsangabe)
    Hausnummer 1802 (Helv. Kat.) und 1809 (Hartmann-Plan)41 (ohne Ortsangabe)

    (Die Kataster- und Hausnummer sind hier noch identisch. Weil 1802 Hausnummern aber nur für Wohnbauten vergeben wurden, nicht aber für Gewerbe- und Lagerbauten, hingegen Katasternummern für alle Bauten, ergab sich bei den durchgehenden Nummerierungen ab Metzgergasse 7 dann eine Verschiebung, die sich durch die ganze Altstadt hindurchzog und durch weitere Gewerbebauten immer grösser wurde. Metzgergasse 7 war eine Färberei mit einem Wohnhaus, Färbereigebäude sowie einem Stall - also 1 Hausnummer, aber 3 Assekuranznummern.)

    Lagerbuch 1810/20 (Assekuranznummer)Rindermarkt 55
    Hausnummernverzeichniss 1826Rindermarkt 49
    Hausnummernverzeichniss 1837Kornmarkt 58
    Lagerbuch 1848 (Assekuranznummer)Kornmarkt 55
    Hausnummernverzeichniss 1866Marktplatz 25
    Assekuranznummer ab 1874548
    Assekuranznummer ab 1911(noch nicht aufgeschrieben)
    Adresse ab 1880Marktplatz 6
    Adresse ab 1954 (infolge Abbruchs von insgesamt 5 Gebäuden und 1 Neubau)Marktplatz 4
  • Ich habe jetzt in der Tabelle oben die Hausbezeichnungen für 1811 geändert, damit sie der offiziellen Schreibweise entsprechen. Dennoch habe ich aber die Strassennamen in Klammern beigefügt, weil das die Orientierung für die Arbeit sehr erleichtert.

    Wir sind ja bereits hier auf die Häusernummerierung gestossen, am Beispiel des Hauses Neue Gasse 10:

    Hausnummer ab 1796 - Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth

    Die heute noch gültige Häusernummerierung und die Adressen gehen demnach auf die Jahre 1865/67 zurück:

    Zitat

    1809/10 wurden eindeutige offizielle Straßennamen eingeführt. 1865/67 wurden die Häuser straßenweise durchnummeriert: rechts die geraden, links die ungeraden. Der "Nullpunkt" der Zählweise war und ist die Fleischbrücke: An dem Ende einer Straße, das der Fleischbrücke am nächsten liegt, beginnt die Zählung.

  • Das ist interessant, daß es für die Straßennummerierungsart "links die ungeraden, rechts die geraden" jetzt mal einen Datierungsansatzpunkt gibt - habe mich immer schon gefragt, wann die aufgekommen ist, weil ich die vor allem aus nach 1945 entstandenen Vierteln kannte. 1865/67 in Nürnberg wurde die also flächendeckend verwendet. -

    Sonst kenne ich noch die "Hufeisen"-Nummerierung" (jedenfalls wurde die mir mal so benannt), die am Ausgangspunkt der Straße auf der linken Seite fortlaufend aufsteigt bis zum Ende der Straße, dort wendet und weiter fortlaufend bis wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrt (d.h. nur am Ende der Straße haben die Häuser benachbarte Nummern, am Anfangspunkt können sich schonmal Nr. 1 und Nr. 235 oder so gegenüberstehen). Diese Nummerierungsart findet sich in der Berliner Innenstadt sehr häufig, an den Straßen, die noch zur Kaiserzeit angelegt und bebaut wurden.

  • Die wechselseitige Strassennummerierung mit links ungeraden und rechts geraden Nummern wurde unter Napoleon 1805 erstmals in Paris eingeführt. Es ist heute das gebräuchlichste System der Hausnummerierung in Deutschland und in der Schweiz. Auf Napoleons Zeit gehen ja etliche Massvereinheitlichungen etc. zurück, als er in dem zerstückelten Westeuropa mal für Ordnung sorgte, darunter eben auch die Vereinheitlichung oder gar Einführung der Hausnummerierung (vordergründig wegen Steuerzwecken).

    Nun folgen Bilder des ganzen Quartiers, also auch von dem Teil, der sich vom Galeria-Kaufhof nördlich bis zur Brunnengasse und Lorenzer Platz erstreckt. Ich beginne wie in der Tabelle oben mit dem Haus Königstr. 32 und folge im Uhrzeigersinn bis zur Mauthalle, und von dort aus die Pfannenschmiedsgasse mit einem Abstecher ins Wollengässchen zurück.


    Konigstr.-32-Mohren-Apotheke-1940.jpg

    Mohrenapotheke, Königstr. 32 und Nr. 28/30 um 1920/40. Quelle: Google Arts & Culture, Staatliche Bildstelle Berlin.

    Das bauhistorisch bedeutendste Gebäude war die Mohren-Apotheke. Gegen die Königstrasse zeigte es einen gotischen Blendarkadengiebel und am 1. Obergeschoss ein Hauszeichen, das nicht in eine Sandsteinplatte, sondern direkt in das Quadermauerwerk der Fassade skulptiert war. Flankiert wurde dieses von zwei Fenstern mit 'gotisch verzierten' Fensterstürzen. Auf der Traufseite - mit Blick bis zur Fleischbrücke hinunter - hing ein barockes Chörlein. Das Haus wurde 1945 zerstört und 1950/51 ein Neubau mit Sandsteinplattenverkleidung und steilem Satteldach an seine Stelle gesetzt.


    fm703141a.jpg

    Mohrenapotheke, Königstr. 32. Quelle: https://www.bildindex.de/document/obj32063210.

    Das Hauszeichen und die Fenster waren wohl neugotische Zutaten. An der Ecke stand unter einem Baldachin eine Marienfigur mit dem Jesuskind auf dem Arm, die um 1420/30 entstand und 1923 durch eine Kopie ersetzt wurde (beide heute im Germanischen Nationalmuseum). Die Bronze-Figur, die vom heutigen Nachfolgebau herunterschaut, wurde erst 1987 aufgestellt und stellt die Hygieia, die Schutzpatronin der Apotheker, dar. Über die Geschichte der Figuren gibt es ein PDF, das schwierig einzubinden ist: bei Google 'mohren-apotheke nürnberg schöne ecke' eingeben, und dann den Link "Die Schöne von der Ecke" von der Universität Heidelberg auswählen.


    Ak-Konigstrasse-34-1925.jpg

    Königstr. 34, Restaurant Mohrenkeller. 1925 gelaufene Ansichtskarte, ohne Verlagsangabe, Sammlung Riegel.

    Das Nachbarhaus mit dem Restaurant 'Zum Mohrenkeller' zeigte eine typische Nürnberger Sandsteinfassade aus dem 17. Jahrhundert mit Stichbogenfenstern und einem klassizistischen Aufzugs-Dacherker.


    Von den folgenden Häusern an der Königstrasse bis zur Mauthalle fand ich nur wenige Abbildungen, weshalb zuerst eine Gesamtansicht der Zeile von der Mauthalle aus gesehen folgt:


    Konigstr.-32-52-1906.jpg

    Königstr. 32-52. Links angeschnitten die Mauthalle, rechts der Südturm von St. Lorenz und das Nassauer Haus (mit Ecktürmchen). 1900/1910 gelaufene Ansichtskarte, unbekannte Sammlung.

    Rechts erkennt man anhand des gestuften Giebels wieder die Mohren-Apotheke und dahinter mit dem Ecktürmchen das Nassauer Haus. Ohne viel Text folgt eine Auflistung der hier sichtbaren Häuser von links her:

    - Königstr. 52, Hotel Metropol (in schwerem, internationalem Historismus)

    - Königstr. 50 (einfaches viergeschossiges Nürnberger Altstadthaus mit eher flachem Dachneigungswinkel)

    - Königstr. 48, Hotel Weisser Hahn (mit Dacherker in Neorenaissance?)

    - Wollengässchen (infolge Rücksprungs des nächsten Hauses verdeckt)

    - Königstr. 46, Hotel Rother Hahn (mit zweigeschossigem Erker und zwei Wohndacherkern unter Spitzhelm, Nürnberg-typischer Historismus)

    - Königstr. 44, Dependance Hotel Rother Hahn (mit gleichartigem Wohndacherker unter Spitzhelm, infolge Rücksprungs halb verdeckt)

    - Königstr. 42 (infolge Rücksprungs verdeckt, anstelle seiner das heutige Wollengässchen)

    - Königstr. 40 (breites viergeschossiges Haus mit ungegliederter Fassade; auf dem Stadtplan u-förmige Hofgalerien!)

    - Königstr. 38 (infolge Rücksprungs verdeckt)

    - Königstr. 36 (infolge Rücksprungs halb verdeckt)

    - Königstr. 34, Restaurant Mohrenkeller

    - Königstr. 32, Mohren-Apotheke.


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    Königstr. 46, Hotel 'Rother Hahn'. Fotografie kurz nach der Bauvollendung um 1893. Quelle: W. Kick, Moderne Neubauten aus Süd- und Mitteldeutschland, 1894.

    Das Gebäude wurde gemäss Jahrzahl am Erker 1893 errichtet. Daneben stand die Jahrzahl '1680' und verwies wohl auf das Baudatum des Vorgängerbaus oder auf das Gründungsdatum/Ersterwähnung des Hotels 'Rother Hahn'. Die murale Fassade ohne Verzierungen an den Fenstern und die beiden Wohndacherker unterstrichen den typischen nürnberger Historismus, wie er heute noch oft im nördlichen Teil der Königstrasse anzutreffen ist. Weitere Fotos bei Wikimedia Commons.


    Konigstr.-44-46-Rother-Hahn-1899.jpg

    Königstr. 44-46, Hotel 'Rother Hahn'. 1899 gelaufene Ansichtskarte, unbekannte Sammlung.

    Kurz nach 1893 erfolgte eine Erweiterung des Hotels Rother Hahn auf Kosten des Nachbarhauses Königstr. 44, das auf der vorangehenden Ansicht noch zu sehen ist. Wohl wegen des Ladenlokals blieb die Hausnummer '44' erhalten. Die gewählte Formensprache der Fassade lässt die Erweiterung als Einheit mit dem Hauptgebäude erscheinen.


    Konigstr.-48-Weisser-Hahn.jpg

    Königstr. 48, Hotel Weisser Hahn und das Wollengässchen. Um 1930 gelaufene Ansichtskarte, Andro-Verlag Nürnberg, unbekannte Sammlung.

    Das Haus musste mehrere Verunstaltungen über sich ergehen lassen. Auf der Ansicht oben mit der ganzen Häuserzeile weist es noch einen Dacherker in Neorenaissanceformen(?) auf und ein kaum sichtbares, flachgeneigtes Walmdach. Um 1910 fand hier eine Aufstockung in unproportioniertem Heimatstil statt. Um 1930 wurde auch das Erdgeschoss modernisiert. Die schönste Zierde war der Wirtshausausleger mit einem Davidstern, der oft auf Ansichten der Königstrasse in Richtung St. Lorenz mitabgebildet war. Die Fenster mit Stichbogenstürzen weisen auf eine Sandsteinfassade des 17. Jahrhunderts hin.


    mi02567c08a.jpg

    Königstrasse von der Mauthalle bis zum Lorenzer Platz um 1935/36, links Königstr. 48-52. Quelle: https://www.bildindex.de/document/obj32…dium=mi02567c08.

    Auf dieser Aufnahme sieht man, dass solche Aufstockungen wegen der Brandmauern, die zudem noch oft mit Reklamen versehen waren, nicht vorteilhaft für das Strassenbild waren. Dasselbe gilt natürlich auch für die Brandmauern der Neubauten aus der Gründerzeit.


    mi02567c10a.jpg

    Königstrasse von Nr. 48 an bis zum Lorenzer Platz. Quelle: https://www.bildindex.de/document/obj32…dium=mi02567c10.

    Das neue Erdgeschoss von Nr. 48 ist hier besser zu sehen. Mit dem geradlinigen Vordächlein und der Steinplattenverkleidung gehört es bereits dem Neuen Bauen an. Es dürfte um 1930 entstanden sein.

    Die Aufnahme aus dem Marburger Bildindex habe ich hier auch als Beispiel mit grober Falschdatierung eingestellt. '1950' stimmt natürlich nicht, da es eindeutig eine Vorkriegsaufnahme ist. Der Inventarisator hat wohl infolge des Fassadengerüsts gedacht, dass hier bereits der Wiederaufbau Nürnbergs stattfindet.


    Konigstrasse-Eckert.jpg

    Königstrasse nach Norden um 1870/80. Quelle: Nürnberger Studien in Photographien von G. M. Eckert, Tafel 21.

    Auf einer der ältesten Fotografien der Königstrasse ist die Zeile in ganz flachem Winkel zwischen der Mauthalle und St. Lorenz abgebildet. Die rechte Hälfte der Zeile gehört bereits zum Quartier mit dem Nassauer Haus. Bei der Zeile Nr. 32-52 erkennt man insgesamt drei Giebel - links ein breiter Quergiebel, in der Mitte ein hoher Giebel und rechts der Giebel der Mohren-Apotheke. Eine genaue Identifizierung der ersten beiden Giebel ist noch nicht möglich.



    Konigstrasse-St.-Lorenz-Delsenbach.jpg

    Königstrasse von St. Klara bis St. Lorenz, 1. Viertel 18. Jahrhundert. Stich von J. A. Delsenbach. Quelle: kulturpool.

    Auf einem Stich aus dem frühen 18. Jahrhundert, der die Häuserzeile aus gleicher Perspektive wie das vorangehende Foto zeigt, sind die drei Giebel ebenfalls zu erkennen.

  • Hier nun 2 alte Aufnahmen der Königstraße 54 bzw. 52 (und Teile von 50) vor dem Abriß für den Neubau des Hotels Monopol im Jahre 1890.

    Quelle: Nürnberg 1865-1909

    Quelle: Im Wandel

    Vom Hotel Monopol habe ich noch ein Bild in grauenhafter Qualität, das aber zumindest die Südseite mit zeigt:

    K-nigstra-e-52-50-1906-N-rnberger-Wirtshausgr-e-Seite-136-Abb-139.jpg

    Quelle: Nürnberger Wirtshausgrüße

    Die Ansichtskarte von oben habe ich noch in höherer Auflösung gefunden:

    Riegel Magst du die Bilder bei dir einbauen? Dann bleibt es übersichtlicher.

  • Nein, ich lasse sie am besten so, denn sie befinden sich ja gerade an der richtigen Stelle im Bilderrundgang.

    Der südliche Vorgängerbau von Königstr. 52 mit dem Halbwalmdach (1. Bild im vorangehenden Beitrag) scheint sehr interessant zu sein! Aufgrund der fehlenden Auskragung der Halbwalmtraufe und dem fehlenden Windloch datiere ich ihn ins 16. Jahrhundert, denn die Halbwalme aus dem 15. Jahrhundert besitzen in der Regel eine starke Auskragung. Über diesen feinen Datierungsunterschied habe ich im Fachwerkstrang mehr dazu geschrieben. Der eigenartige Doppelwulst unter der Auskragung des 2. Obergeschosses ist wohl eine Unterkonstruktion für die beiden Kamine.

    In der Zwischenzeit habe ich auch die Häuser an der Pfannenschmiedsgasse fertig bearbeitet, sodass der Rundgang ohne Unterbruch weiter gehen kann:


    Ak-Pfannenschmiedsgasse-1907.jpg

    Die Pfannenschmiedsgasse von der Mauthalle aus gegen Norden zum Lorenzer-Platz. Links das Zeughaus, dahinter das ehemalige Apollo-Theater, rechts angeschnitten die Mauthalle. 1907 gelaufene Ansichtskarte, Hermann Martin, Kunstverlag, Nürnberg. Sammlung Riegel.

    Wiederum ohne viel Text folgt eine Auflistung der hier sichtbaren Häuser der östlichen Gassenseite von links her:

    - Pfannenschmiedsgasse 1-3 (giebelständiges Eckhaus zur Königstrasse und zwei dunkle Traufenhäuser, vereinigt)

    - Pfannenschmiedsgasse 5 (viergeschossiges breites Haus mit Lukarne, auf der Uraufnahme 1811 eine durchgehende Liegenschaft mit Königstr. 40)

    - Pfannenschmiedsgasse 7 (dreigeschossiges Haus mit Dacherker, anstelle seiner das heutige Wollengässchen)

    - Pfannenschmiedsgasse 9 (dreigeschossiges Haus mit Dacherker mit auskragendem Walmdächlein)

    - Pfannenschmiedsgasse 11 (dreigeschossiges Haus mit drei Dacherkern)

    - Wollengässchen

    - Pfannenschmiedsgasse 13 (giebelständiges Haus mit reicher Fassadengliederung)

    - Pfannenschmiedsgasse 15 (viergeschossiges Historismus-Gebäude mit Mansarddach und Dachzinne)

    - Pfannenschmiedsgasse 19 (viergeschossiges Eckhaus im Nürnberger Heimatstil mit Rundeckerker).

    Es fällt auf, dass die Hausnummer '17' fehlt. Aus dem Vergleich mit der Bayerischen Uraufnahme 1811 geht hervor, dass für den Bau von Nr. 15 zwei Parzellen zusammengefasst wurden (L529 und L530a), ebenso aber auch für Nr. 19 (L527 und L529 L530, wohl Schreibfehler im Plan). Wenn man berücksichtigt, dass die Hausnummerierung auf die Jahre 1865/67 zurück geht, wurde Nr. 15 wohl kurz davor gebaut, sodass für das aufgelassene Haus noch keine '17' vergeben war. Nr. 19 ist aber eindeutig ein Bau aus dem frühen 20. Jahrhundert, sodass die '17' auf das hierfür aufgelassene Haus wohl zutrifft.


    Pfannenschmiedsgasse.jpg

    Pfannenschmiedsgasse, selbe Blickrichtung wie die vorangehende Ansicht, aber vor dem Neubau von Nr. 19, um 1900. Verlag von Josef Schardt, Nürnberg. Unbekannte Sammlung.

    Der Baubestand ist hier mit Ausnahme von Nr. 19 gegenüber der vorangehenden Aufnahme unverändert geblieben, ausser dass rechts von Nr. 15 nun drei Hausteile anstelle von Nr. 19 zu sehen sind: Das schmale Haus mit nur zwei Fensterachsen war die Nr. 17, und die Nr. 19 bestand aus dem mittleren und rechten Haus, die schon auf der Uraufnahme von 1811 als vereinigt eingezeichnet sind. Nr. 19 muss also schon vor der 1796 eingeführten ersten Hausnummerierung eine Vereinigung aus zwei Häusern erfahren zu haben, und dann kurz nach 1900 nochmals mit der Nr. 17.

    Nebenbei: In der linken Häuserzeile sieht man hier besonders deutlich den 'Eck-Wohndacherker' von Pfannenschmiedsgasse 10, von der ich mal ein Bild hier einstellte.


    mi02568g02a.jpg

    Pfannenschmiedsgasse, selbe Blickrichtung wie die beiden vorangehenden Ansichten, um 1935/36, nach dem Neubau von Nr. 11.

    Quelle: https://www.bildindex.de/document/obj32…dium=mi02568g02.

    Im Unterschied zu beiden vorangehenden Ansichten wurde Pfannenschmiedsgasse 11 ebenfalls durch einen neuen Bau mit stark gegliederter Fassade in Heimatstilformen erstellt (Nürnberger Heimatstil, deutsche Neorenaissance). Zudem wurde wohl als 'Altstadtmassnahme' die Fassade von Pfannenschmiedsgasse 13 purifiziert.


    Ak-Wollengasschen-1916.jpg

    Das Wollengässchen ostwärts Richtung Königstrasse. In der Mitte Wollengässchen 1, 'Pfund'sche Weinstube'. 1916 gelaufene Ansichtskarte, Verlag Hch. Nüsslein & Co., Nürnberg. Sammlung Riegel.


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    Wollengässchen 1, 'Deutsches Winzerhaus', um 1900/10. Unbekannter Verlag. Unbekannte Sammlung.

    Am Wollengässchen bestand nur eine Liegenschaft, die 'Pfund'sche Weinstube', vorher offenbar unter dem Namen 'Deutsches Winzerhaus' geführt. Die restlichen Bauten waren entweder die Eckhäuser gegen die Königstrasse und Pfannenschmiedsgasse sowie deren Hinterhäuser.


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    Die Pfannenschmiedsgasse Richtung Süden vom Nordturm von St. Lorenz aus aufgenommen, 1933. Im Hintergrund rechts das Germanische Nationalmuseum (mit spitzem Dachreiter) und das Opernhaus am Frauentorgraben.

    Quelle: https://www.bildindex.de/document/obj32…medium=fm704063.

    Von der östlichen Häuserzeile sieht man nur die Dachlandschaft. Im Vordergrund blickt man auf die Dächer von Königstr. 32 (Mohren-Apotheke) und Königstr. 28/30 als nördlichen Abschluss des Quartiers. Letztere beide sind im Stadtplan von 1945 als vereinigte Gebäude eingezeichnet, zusammen mit Pfannenschmiedsgasse 1 und 3, von der man auf das gassenparallele Satteldach sieht. Darauf folgt das grosse Satteldach der Nr. 5, und links dahinter das Pultdach eines Hinterhauses, entweder zu Pfannenschmiedsgasse 7 oder Königstr. 42 gehörend (heute Wollengässchen). Von den restlichen Bauten südwärts bis zur Mauthalle ist nur noch Pfannenschmiedsgasse 11 erkennbar und dahinter die Dachzinne von Nr. 15.

    Der Bilderrundgang ist hier wieder bei der Mohren-Apotheke angelangt. Es folgt noch eine dritte Bilderserie über die Bautätigkeit ab 1945.

  • Interessant sind nun einige Aufnahmen nach 1945. Gemäss diversen Ruinenfotos von 1945 waren von diesem Quartier oft nur noch Fassadenstümpfe übriggeblieben. Ein Beispiel von der Pfannenschmiedsgasse:


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    Die Pfannenschmiedsgasse mit Blick gegen Nordosten auf St. Lorenz 1945.

    Quelle: https://www.bildindex.de/document/obj32…dium=mi02568g04.

    Rechts ist die bis zur Traufe erhalten gebliebene Fassade von Pfannenschmiedsgasse 9 zu sehen, anschliessend ein Rest von Nr. 7 und dann ein Rest des Erdgeschosses von Nr. 5. Die Seite gegen die Königstrasse / Lorenzer-Platz scheint auch bodeneben zerstört worden zu sein.


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    Die Pfannenschmiedsgasse vom selben Standort aus wie die vorangehende Ansicht um 1950.

    Quelle: https://www.bildindex.de/document/obj32…dium=mi02568g03.

    Das genaue Baudatum des neuen Kaufhof-Gebäudes konnte ich nicht genau ermitteln, aber ich erinnere mich an Angaben, die von den Jahren um 1950/52 sprechen. Die Fassaden waren damals anders gestaltet als heute: Steinplattenverkleidung und mit schlanken Metallprofilen zusammengefasste Fenster. Ein typisches 50er Jahre-Vordach als oberer Fassadenabschluss fehlte. Über dem dreigeschossigen Baukörper folgten zwei Staffelgeschosse. Um 1961 erfolgte bereits ein erster Umbau. Ob die heutigen Fassaden von diesem Umbau stammen, weiss ich nicht.


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    Blick von der Königstrasse aus nordwestlich auf die Mauthalle 1960.

    Quelle: https://www.bildindex.de/document/obj32…dium=mi02554c10.

    Die beiden Staffelgeschosse des Warenhauses (rechts angeschnitten) waren vor allem von der Weitsicht her störend. Beim Umbau der Fassaden zum heutigen Zustand wurde zwischen beiden Staffelgeschossen ein Vordach angefügt. Dieses kragt bis auf die Fassadenflucht der Hauptgeschosse aus, gibt somit dem Baukörper eine geschlossenere Form und kaschiert zugleich das zweite Staffelgeschoss:


    GoogleMaps-Konigstrasse.jpg

    Quelle: https://goo.gl/maps/ah3QpBbiNh9qywd49.


    Nun zwei Fotos vom Baubeginn des Kaufhof-Gebäudes 1950:


    mi02567d05a.jpg

    Blick von der Pfannenschmiedsgasse ostwärts zu Königstr. 39 (Hotel Kaiserhof), 41 (Haus Woolworth) und 45. Rechts die Ruine der Mauthalle (abgestützte Giebelwand) und davor Ruinenreste von Königstr. 52 (Hotel Monopol).

    Quelle: https://www.bildindex.de/document/obj32…dium=mi02567d05.

    Zuerst wurde auf dem fertig betonierten Untergeschoss ein wohl fahrbarer Turmkran mit schwenkbarem Ausleger aufgestellt, der ein zügiges Aufbauen des Stahlskeletts ermöglichte. Rechts sieht man noch Ruinenreste des Hotels Monopol, Königstr. 52. Die eigenartigen X-Verstrebungen gehörten wohl zur Seitenwand gegen 'An der Mauthalle', und der Wandrest davor wohl zur Trennwand gegen Nr. 50.

    Das Haus links (Bild) ist das wiederaufgebaute Hotel 'Kaiserhof', Königstr. 39. Es gehört zwar nicht zum Kaufhof-Galeria-Areal, aber den Umgang mit diesem Haus möchte ich hier trotzdem auch dokumentieren. Die Zerstörungen betrafen vor allem die Dachgeschosse, sodass das Haus relativ leicht wiederaufgebaut werden konnte. Ursprünglich besass es einen Mittelgiebel in deutscher Neorenaissance und seitlich zwei wohlproportionierte Dachgauben mit Spitzhelmen. Beim Wiederaufbau erfolgte die Dachgestaltung gerade umgekehrt: an den Ecken zwei Wohndacherker in einfacher Form und dazwischen eine zurückversetzte Terrasse. Diesen Wiederaufbau finde ich auch sehr gelungen.


    mi02567d07a.jpg

    Beginn der Hochbauarbeiten neben der Ruine mit dem einstigen Eingang zum Hotel Monopol, Königstr. 52.

    https://www.bildindex.de/document/obj32…dium=mi02567d07.

    Weshalb die Ruine des Hotels Monopols noch stehen gelassen und der Neubau nicht an der Ecke begonnen wurde, ist mir schleierhaft. Möglicherweise waren ein paar Räume des Erdgeschosses noch als Baubüro nutzbar.


    Konigstrasse-farbig-1942.jpg

    Königstrasse von der Mauthalle aus nordwärts. Links angeschnitten Königstr. 48, Hotel 'Weisser Hahn'; das zweite Haus von rechts ist Königstr. 39, Hotel 'Kaiserhof'. Frühe Farb-Ansichtskartenaufnahme, Ende 1930er Jahre. Verlag 'G' mit einem eingeflochtenen Schlüssel, unbekannte Sammlung.

    Durch die Staffelung der Häuser an der westlichen Seite der Königstrasse sind hinter dem 'Weissen Hahn' nur noch die Nrn. 46, 40 und 32 (Mohren-Apotheke) sichtbar. Dahinter folgt dann bereits das Nassauer Haus.


    Hiermit habe ich meinen Rundgang um die ehemalige Bebauung anstelle des Kaufhof-Gebäudes und auch jener nördlich davon bis zum Lorenzer-Platz beendet. Als wirklich rekonstruktionswürdiges Gebäude würde ich nur die Mohren-Apotheke bezeichnen. Die restliche Bebauung wies Reste des Nürnbergs aus dem 16. und 17. Jahrhundert auf, war aber durchsetzt mit klassizistischen Überformungen bis hin zu opulenten Historismus-Bauten und Bauten im Nürnberger Heimatstil.

  • Das genaue Baudatum des neuen Karstadt-Gebäudes konnte ich nicht genau ermitteln, aber ich erinnere mich an Angaben, die von den Jahren um 1950/52 sprechen.

    Du meinst den diskussionsgegenständlichen Kaufhof. 1950 eröffnet.


    Als wirklich rekonstruktionswürdiges Gebäude würde ich nur die Mohren-Apotheke bezeichnen.

    Aber die war doch anstelle des jetzigen Gebäudes der Mohren-Apotheke, nicht des Kaufhofs.

  • Ja, danke, mit 'Karstadt-Gebäude' meine ich natürlich den Kaufhof. Ich habe es oben korrigiert.

    Aber die war doch anstelle des jetzigen Gebäudes der Mohren-Apotheke, nicht des Kaufhofs.

    Ja, aber im Strang bearbeitete ich das ganze Quartier, da ja ein Abriss des Kaufhofes nicht zur Debatte steht, und auch nicht jene der nördlichen Nachbarbebauung. Somit ist es legitim und besser, wenn ein Quartier gesamthaft betrachtet wird.

  • ein Abriss des Kaufhofes nicht zur Debatte steht

    Bis dato nicht, aber man weiß ja nie. Noch wird um den Bestand des Warenhauses gekämpft.

    Man kann nur hoffen, dass das Gebäude bestehen bleibt. Denn es kommt nichts Besseres nach.

    bearbeitete ich das ganze Quartier

    Das war auch vor dem Hintergrund der Verschiebung des Wollengäßchens geboten.

  • Hier nun einige Ergänzungen für die Königstraße:

    Königstraße 46 und 44 vor dem Abriß 1893 (bzw. 1896 für die Hausnummer 44):

    Quelle: Im Wandel

    Vom Mohrenkeller mal in die andere Richtung, also nach Süden:

    Quelle: Alt-Nürnberger Gastlichkeit

    Königstraße 38-32 vor 1881, also vor den unsäglichen Ladeneinbauten im EG:

    Quelle: Im Wandel

    Mohren-Apotheke und Weißer Löwe (Königstraße 32-28) 1925:

  • Das Hauszeichen und die Fenster waren wohl neugotische Zutaten.

    Königstraße 38-32 vor 1881, also vor den unsäglichen Ladeneinbauten im EG:

    K-nigstra-e-38-36-34-32-vor-1881-Im-Wandel-Seite-64-Abb-49.jpg

    Quelle: Im Wandel

    Und tatsächlich sieht man hier die Mohren-Apotheke rechts angeschnitten noch ohne diese neugotischen Zutaten. Auch der Treppengiebel scheint vorher 'abrasiert' gewesen zu sein und eine Rekonstruktion erfahren zu haben.

  • Ich habe gerade in meiner Sammlung noch diese Ansichtskarte von Königstr. 28/30 gefunden, dem Eckhaus zur Pfannenschmiedsgasse westlich neben der Mohren-Apotheke. Auf der Bayerischen Uraunahme 1811 besteht es noch aus zwei selbständigen Gebäuden: links L94 und rechts L93. Auf dem Stadtplan von 1945 sind sie ja bereits vereinigt, zusätzlich sogar mit den folgenden beiden Nachbarhäusern an der Pfannenschmiedsgasse. 1945 bestand also eine grosse Parzelle, bestehend aus vier Einzelbauten mit der Adresse "Königstr. 28/30 und Pfannenschmiedsgasse 1/3". Das macht Bauforschern viel Freude...

    Ak-Brunnengasse-28-Pfannenschmiedsgasse-1905.jpg

    Königstr. 28/30, Gasthof 'Weisser Löwe'. Rechts die Pfannenschmiedsgasse. 1905 gelaufene Ansichtskarte, Carl Bischof, Photog., Nürnberg, Sammlung Riegel.

  • Da bin ich mal gespannt, was der Eigentümer mit einem solchen überholten Gebäudekonzept anfangen will. Dazu ist zu klären, ob nur die Fassade oder auch das Innenleben des Hauses unter Denkmalschutz steht. Schon wenn es nur die Fassade sein sollte, wird es mit der Nachnutzung nicht einfach. Vielleicht könnte ja das Landesamt für Denkmalpflege das Gebäude anmieten, um dort seine Büros einzurichten?