Nürnberg - Spezielle historische Ansichten (Galerie)

  • Hier können spezielle, historische Ansichten aus Nürnberg vorgestellt werden. Es soll nicht einfach eine grosse Sammlung von bereits bekannten und unbekannten Bildern entstehen, sondern vor allem besonders charakteristische Bauten von Nürnberg oder unbekannte Winkel gezeigt werden.


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    Vergrösserung. Hintere Beckschlagergasse 6, 1931 gelaufene Fotoansichtskarte, unbekannte Sammlung.

    Hintere Beckschlagergasse 6

    Für mich stellt dieses Haus das Nürnberger Haus par excellence dar - Sandsteinfassade ab Bodenhöhe, im Verhältnis zur gemauerten Fassadenfläche grosse Fenster in regelmässigen Axenabständen, Dacherker mit Walmdächlein. Es fehlt nur noch ein Chörlein vor der Stube im 1. Obergeschoss.

    Heute: Google maps (anstelle von Nr. 4 und 6 ein Neubau).

    Das Haus stand am Übergang vom Inneren Lauferplatz zur Beckschlagergasse und wurde wohl zusammen mit der ganzen Steppe 1944/45 zerstört. Es wies die speziell für Nürnberg typischen, stark gebogenen Stichbogen über den Fenstern auf. Auch das 1590/91 errichtete Toplerhaus wies solche Fensteröffnungen auf. Ebenfalls nürnberg-spezifisch sind die zuweilen recht üppigen bis derben Fenstersims- und Fenstersturzverzierungen, die zudem nicht an jeder Fensteraxe angeordnet sein müssen. Bei Hintere Beckschlagergasse 6 stechen sie als recht grobschlächtige Würfelkonsolfriese hervor. Solche Friese sind vor allem an hölzernen Dacherkern des 16. Jahrhunderts anzutreffen, nicht aber an Fassaden (Beispiel: Untere Krämersgasse 16, wohl von 1553). Das Schaufenster ist wahrscheinlich später ausgebrochen worden.

    Ebenso grobschlächtige Fensterverzierungen sind uns schon am Haus Breite Gasse 65 (1. Beitrag im Strang Nürnberg - Ansichten unbekannter Häuser in der Altstadt) begegnet. Dort weisen die Verzierungen bereits frühbarocke Formen auf und sind mit 1652 datiert:


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    Breite Gasse 65, 1920 gelaufene Ansichtskarte, Sammlung Riegel.


    Bis weit ins 18. Jahrhundert sind ab und zu solche Verzierungen an den Fenstern anzutreffen, bis sie im 19. Jahrhundert komplett verschwinden. Ein Beispiel steht heute noch an der Ecke Färberstr. 17/Jakobstrasse, bei dem ich mich frage, nach welchem Prinzip einzelne Fensteraxen Verzierungen erhalten hatten und andere nicht. Gemäss der bayerischen Denkmalliste gibt es an der Fassade Elemente von 1680 und 1749.

    Die 1701 datierte Fassade von Mostgasse 4 weist auch diese üppigen Verzierungen auf. Allerdings will man nicht so recht glauben, dass die Verzierungen und die rustikale Steinoberfläche miteinander harmonieren. Die Sandsteinfassaden Nürnbergs wurden schon sehr früh geschlämmt, wie man das oft bei bauhistorischen Untersuchengen feststellen kann. Von daher vermute ich, dass diese Sandsteinfassade ursprünglich nicht steinsichtig war.

  • Östlicher Egidienplatz

    (Die folgende Aufnahme stellte ich vor zwei Jahren bereits im APH ein. Sie passt aber wunderbar zur letzten und den folgenden Ansichten.)

    Während Hintere Beckschlagergasse 6 nur unweit südöstlich des Laufer Schlagturms stand, sah es in entgegengesetzter Richtung des Turmes so aus. Der Turm war ein Torturm der vorletzten Stadtbefestigungsanlage. Die Fotoansichtskarte zeigt eindrucksvoll das typische Vorkriegs-Nürnberg mit seinem Wechsel von Plätzen und Gassen und seinen eher gedrungenen Bürgerhäusern.


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    Östlicher Egidienplatz mit Blick durch die vordere Landauergasse zum Laufer Schlagturm hinab. 1947 gelaufene Fotoansichtskarte, wohl um 1910. Sammlung Riegel.

    Aufnahmestandort ist der östliche Egidienplatz mit Blick gegen Süden zum Laufer Schlagturm hinab. Der Egidienplatz erstreckt sich nicht nur vor dem Pellerhaus, sondern führt um die Egidienkirche herum bis über deren Chor hinaus. Die Karte wurde 1947 verschickt, das Bild aber dürfte um 1910 aufgenommen worden sein. Fotos vom gleichen Standpunkt aus mit Blick zum Turm gibt es einige im Hochformat, aber noch nie kam mir eine Ansicht mit diesem breiten Winkel zu Gesicht.

    Die Fläche des breitgelagerten Wohnhauses ist heute praktisch unbebaut; anstelle seiner besteht heute ein trostloser Innenhof südlich des Wilstätter Gymnasiums: https://www.google.ch/maps/@49.45636…m/data=!3m1!1e3

  • Paniersplatz 16

    Vom Egidienplatz aus erreicht man durch die Wolfsgasse den Paniersplatz, eine Abfolge von zwei unregelmässigen Plätzen mit einer schmalen Verbindung dazwischen. An letzterer stand ein kurioses Haus auf dreieckigem Grundriss. Ich frage mich, ob dem Häuschen auf der Rückseite ein schmaler Lichtschlitz zugestanden wurde:


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    Paniersplatz 16. Rückseitige Beschriftung: "Zur Erinnerung am deutschen Tag, 29. Aug. 1926". Sammlung Riegel.

    Im Stadtplan 1945 und auch schon im bayerischen Vermessungsplan ab 1808 ist es als Bestandteil des linken Nachbarhauses Schildgasse 49 / Paniersplatz 18 eingetragen; baulich dürfte es aber ein eigenständiges Haus geblieben sein. Schildgasse 49 / Paniersplatz 18 war wohl aus mehreren Einzelbauten zusammengewachsen und hatte eine einfheitliche klassizistische Fassade. Auf mehreren Ansichten des Panierplatzes sieht man dieses Gebäude auf unregelmässigem Grundriss. An ihm rechts vorbei kam man eben zum dreieckigen Haus Nr. 16, und von dort weiter auf den westlichen Egidienplatz, dessen obersten Abschluss das Toplerhaus bildete.


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    Östlicher Paniersplatz. Links das Grolandhaus und in der Mitte Schildgasse 49 / Paniersplatz 18. Rechts hinauf der 'Flaschenhals' zum westlichen Paniersplatz. 1914 gelaufene Ansichtskarte. Sammlung Riegel.

  • Paniersplatz 25 - 33

    Wenn man die schmale Passage zwischen beiden Bereichen des Panierplatzes, an welcher das oben beschriebene Haus auf dreieckigem Grundriss stand, durchschritt und dann zurückschaute, wurde man mit dieser Ansicht belohnt:


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    Paniersplatz 25 - 33. Undatierte Privataufnahme. Sammlung Riegel.

    Von links nach rechts sind es die Nrn. 25 - 33. Die Häuser stehen heute nicht mehr, nur das nächstfolgende Haus Nr. 35 mit einer Neorenaissancefassade (die Denkmalliste bezeichnet sie als neubarock) von 1904/05 überlebte. Auf der Ansichtskarte im letzten Beitrag ist es rechts mit seinem zweigeschossigen Erker zu sehen. Die Häuser Nrn. 27 - 33 zeichneten sich durch nichts Besonderes aus; vielmehr war es das pittoreske Ensemble, das ins Auge stach. Nr. 27 hatte aber einen Halbwalm mit Rauchloch am First, was das Haus ins 15. Jahrhundert datieren lässt. Zusammen mit Nr. 29 besass es eine sehr alte Eindeckung mit muldenförmigen Dachziegeln, die an der Oberseite lediglich zugemörtelt waren. Solche Eindeckungen sind heute in Nürnberg nur noch äusserst selten anzutreffen.

    Vom selben Motiv gibt es mehrere Aufnahmen, aber hier handelt es sich um eine undatierte Privataufnahme wohl aus den 1930er-Jahren mit den Massen 83 x 58 mm. Der weiche Kontrast und die Unschärfe lassen das Bild als besonders malerisch erscheinen. Heute sieht es hier so aus:

    https://goo.gl/maps/wTTdhBnwWAM1udX76

    Wenn man sich 180° drehte, blickte man im Hintergrund direkt auf das Toplerhaus und heute leider nur noch auf die Giebelfassade mit den drei mal drei Fenstern.

  • Rückseite und Dachlandschaft des Toplerhauses

    Ansichten vom 1590/91 errichteten Toplerhaus haben wir schon viele gesehen. Nun ist mir eine Ansicht aufgefallen, aufgenommen von einem Fenster in der Giebelwand des Marstalls aus, welche die Obere Söldnersgasse zeigt. Im Hintergrund erblickt man die im vorangehenden Beitrag gezeigten Häuser und in der Bildmitte die Dachlandschaft des Toplerhauses samt Brandmauer.

    Die Vorderseite des Hauses war nicht die Giebelseite, die immer abgebildet ist, sondern die südliche Traufseite gegen die Untere Söldnersgasse. Die Giebelfassade ist lediglich der seitliche Abschluss einer ganzen Häuserreihe gegen den Paniersplatz hin, dafür aber die Schauseite. An der Rückseite gegen die Obere Söldnersgasse bestand ein Zugang zum Hof und von dort ein weiterer Hauseingang auf halber Höhe des Erdgeschosses. Diese Niveaudifferenz wurde im Innern mittels eines sechseckigen Treppenturmes geschickt kaschiert.

    Das Dach war durch viele Dachaufbauten gegliedert:

    - im 1. Dachgeschoss vorne und hinten mit je einem Wohn-Dacherker unter Pyramidendächlein

    - im 2. Dachgeschoss auf der Vorderseite mit zwei kleinen Dachlukarnen unter Pyramidendächlein

    - im Spitzdach (3. Dachgeschoss) mit einem oktogonalen Turmaufsatz unter entsprechendem Pyramidendächlein.

    Insgesamt waren es also fünf spitz auslaufende Dachaufbauten, die zusammen mit dem Fialengiebel eine recht bizarre Dachlandschaft erzeugten.


    Ak-Obere-Soldnersgasse-1942.jpg

    Aussicht vom Marstall auf die Obere Söldnersgasse gegen Osten. 1942 gelaufene Ansichtskarte. Sammlung Riegel.

    Die Paradeansicht des Toplerhauses zeigte es stets übereck von Südosten mit dem Schaugiebel und der Vorderseite an der Unteren Söldnersgasse. Eine seltene Ansicht hielt es ganz von Osten fest, sdass man nebst der Vorderfassade gleichzeitig auch die Rückfassade sehen konnte. Das Haus war also auf recht stark trapezförmigem Grundriss gebaut. Demnach müsste das Toplerhaus einen schief verlaufenden Dachfirst gehabt haben oder das Satteldach war windschief aufgerichtet (übrigens dasselbe Problem wie beim Kopfbau Rampische Str. 33 in Dresden). Zusammen mit den vielen Dachaufbauten war dies eine schwierige Herkulesaufgabe für den damaligen Zimmermeister!


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    Das Toplerhaus von Osten. Ungelaufene Ansichtskarte um 1900/1910. Sammlung Riegel.

  • Ein Ausschnitt aus der Ansichtskarte oben unterstreicht diese Bizarrheit, wobei anzumerken ist, dass dies die Wirkung aus der Ferne war. Näherte man sich dem Haus, sah man seine Dachlandschaft nicht mehr. Man kann aber auch sehen, dass alle Dächer der Altstadt - also auch diejenigen der Burg, Stadtbefestigung und öffentlichen Bauten - zu einer Einheit verschmolzen. Siehe den nächsten Beitrag!


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  • Zwei Stadtansichten von der Kaiserburg aus


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    Aussicht von der Kaiserburg südostwärts auf die Burgstrasse und Am Oelberg.

    Kontaktabzug, Bildmasse 8,5 x 5,5 cm. Sammlung Riegel.

    Eine unscheinbare Privataufnahme, klein und unterbelichtet, entpuppte sich als wahrer Schatz! Stark vergrössert, leicht gedreht und aufgehellt gibt sie einen wunderbaren Blick auf die verschneite Dachlandschaft in der Abenddämmerung preis:


    Burgstrasse-Am-Oelbergx.jpg

    Weitere Vergrösserung: klick!


    Ein paar Schritte weiter westlich erheischte man diesen Blick in die Untere Schmiedgasse und auf die gesamte Altstadt. Links von den Türmen von St. Sebald erkennt man die Kuppel des Opernhauses am Frauentorgraben und ganz rechts jene der St. Elisabehkirche am Jakobsplatz:


    Ak-Aussicht-von-Burg-Nacht.jpg

    Ungelaufene Ansichtskarte (ohne Rand wiedergegeben), um 1940. Sammlung Riegel.

  • Da ich selbst eine Zeit lang in Nürnberg lebte und auch von der Burg aus die nächtliche verschneite Altstadt betrachten konnte, kann ich zumindest sagen dass die behagliche, „wärmende“ Stimmung dieser Dachlandschaft auch heute noch spürbar ist, auch wenn es zum Großteil nicht mehr dieselben Häuser sind. Auch deswegen weiß ich es zu schätzen, dass man in Nürnberg einen traditionellen, kleinteiligen Wiederaufbau gewählt hat.

  • Ein Nachtrag zum Toplerhaus:

    Eben habe ich noch eine Reklame-Ansichtskarte gefunden, die das Toplerhaus in einer Farbaufnahme zeigt. Leider ist sie undatiert, aber anhand der Grafik des rückseitigen Aufdrucks "Im Rosen-Café werden Silhouetten geschnitten" vermute ich die 1930er-Jahre. Erste Farbansichtskarten, die nicht auf kolorierten S/W-Fotografien, sondern auf "echten Naturfarbenfotos" beruhen, erschienen bereits ab 1912.


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    Das Toplerhaus, vermutlich 1930er-Jahre. Reklame-Ansichtskarte, Verlag E. Nistler, Nürnberg. Sammlung Riegel.

    Als ich die Karte das erste Mal sah, war ich erstaunt, dass das Toplerhaus vermutlich aus beigem anstatt rötlichem Burgsandstein errichtet war. Denn auf S/W-Fotos erkennt man vorwiegend dunkle Steine und vereinzelt auch helle. So nahm ich früher an, dass seine Fassaden aus rötlichen Burgsandstein bestanden, wobei auch einzelne beigefarbene Steine Verwendung fanden. Eine Mischung der beiden Steinfarben kann bei homogenen Bauwerken vorkommen. Eine Zweifarbigkeit entstand aber meistens durch Umbauten und Reparaturen. Mehr zum Burgsandstein siehe hier (Link kommt noch).


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    Bergstr. 21, rechts angeschnitten Bergstr. 23.

    Die Fassade von Bergstr. 23 ist vorwiegend aus hellem Burgsandstein errichtet worden. Am 3. Obergeschoss fanden vereinzelt auch Quader aus rötlichem Burgsandstein Verwendung. Eine Systematik konnte ich bisher noch nicht feststellen. Generell dominiert aber in der ganzen Altstadt der rötliche Burgsandstein. Hier eine Frontalansicht auf Bergstr. 23. Auch beim kürzlich fertig restaurierten und rekonstruierten Pellerhof kommen beide Farben vor. An den Bogen des Ergeschosses wurden die Farben gezielt abwechslungsweise eingesetzt.

  • rötlichen Burgsandstein

    Dieses"Steinproblem" in Nürnberg hat mich schon seit Längerem nicht in Ruhe gelassen: denn eigentlich ist eben dieser im rosarötlichen Grundton gehaltene "Sandstein" vergleichbar mit unserem Buntsandstein im Saarland oder der Pfalz/Vogesen:

    Saarbrücken, die Schlossmauer

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    Kirche Neuleiningen

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    Lützelstein/ La petite Pierre


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    Aber auch Hessen und Unterfranken (Die Gebirge Spessart, zt Odenwald und Taunus bestehen aus dem selben Gestein):

    Frankfurter Dom:

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    Manchmal ist die rötliche Farbe natürlich intensiver als die in Nürnberg, trotzdem habe ich mir immer vorgestellt, dass Nürnberg ebenfalls so ein Art "rötlichen (Bunt)Sandstein" hat, aber wenn man auf die geologischen Karten schaut kommt man zu einem völlig anderen Ergebnis:

    https://www.umweltatlas.bayern.de/mapapps/resour…ex.html?lang=de

    (oben rechts auf Inhalt, Geologie und geologische Karte 1:500.000 gehen!)

    Es ist ein Keupergestein! Da ja der Oberrhein als ungefährer Spiegel der Gesteinesschichten erscheint (frz. Schichtstufenland/Vogesen/Rheinebene/Schwarzwald/südwestdeutsches Schichtstufenland) könnte man den Keuper also vergleichen mit dem Gestein um Saargemünd/Sarreguemines,

    https://www.stadtbild-deutschland.org/forum/wcf/inde…429-152419-jpg/

    Und auch der Rest von Franken, der überwiegend aus diesem Keupergestein besteht (Steigerwald, gesamte Westhälfte von Mittelfranken) hat doch eher so einen beigen Farbton Bsp Dinkelsbühl:

    https://www.bad-windsheim.de/fileadmin/_pro…_55b9225a4a.jpg

    Herrieden:


    https://www.sonne-herrieden.de/images/content…r/herrieden.jpg

    Ansbach:

    https://www.google.de/maps/@49.30263…20!8i4160?hl=de


    Heilsbronn:

    https://www.google.de/maps/@49.33844…48!8i1536?hl=de

    Und sogar in der Nähe von Nürnberg, Langenzenn:

    https://www.google.de/maps/@49.49415…48!8i5472?hl=de

    Wie dem auch sei, es ist schon bemerkenswert, wie rosa dieser Stein in Nürnberg ist, obwohl das ja eigentlich nicht so typisch ist für Keupergesteine...

  • Die Häuserreihe zwischen Oberer Schmiedgasse und Am Oelberg

    Von der Aussichtsterrasse der Burg aus entstanden zahlreiche Aufnahmen für Ansichtskarten und auch private Erinnerungsfotos mit Blick über die ganze Altstadt (siehe auch die abendlichen Aufnahmen oben). Die nächste Ansicht zeigt ein besonders schönes Beispiel:


    Ak Am Oelberg Aussicht Burg

    Aussicht von der Burg auf die Altstadt. Ungelaufene Ansichtskarte um 1930, Postkarten-Verlag Paul Janke, Nürnberg.

    Im Vordergrund blickte man auf die Dächer der Häuserreihe zwischen der Oberen Schmiedgasse und Am Oelberg. Bis auf Am Oelberg 9, das Haus mit den vier trapezförmigen Schleppgauben (sogenannte Wengerlein) ist sie heute verschwunden. Dahinter folgen die Kuppeln des Alten Rathauses aus der Renaissance und die Sebalduskirche mit dem mächtigen Chordach, und weiter hinten die Lorenzkirche. Links von St. Lorenz erkennt man den Frauentorturm und die Kuppel des Hauptbahnhofs, und über dem Schiff von St. Sebald die Kuppel des Opernhauses am Frauentorgraben. Auffallend sind die zahlreichen Hochkamine südlich des Stadtzentrums, von denen es sehr viele auch östlich der Altstadt gab. Das Haus Am Oelberg 9 hatte ich mal im Fachwerkstrang beschrieben.

    Eine seltenere Aufnahme vom selben Standpunkt aus ist die folgende:


    Ak Am Oelberg 3 Aussicht Burg

    Aussicht von der Burg auf die Altstadt mit Am Oelberg 3 im Vordergrund. Ungelaufene Ansichtskarte nach 1933 (Fahnenschmuck!). Verlag Paul Gössel, Dresden.

    Im Vordergrund ist Am Oelberg 3 abgebildet, und weiter hinten wiederum St. Lorenz, Frauentor und die Kuppel des Hauptbahnhofs. Am Oelberg 3 und links davon Nr. 1 sieht man auf der nächsten Aufnahme:


    Ak Am Oelberg 1 3

    Am Oelberg 1 und 3 von Osten. Links die Obere Schmiedgasse, rechts die Strasse Am Oelberg. Ungelaufene Kunst-Ansichtskarte um 1930. Ohne Verlagsangabe, aber mit Aufdruck 'Wellington'.

    Diese Häusergruppe, deren Fachwerk wohl schon in den 1920er-Jahren freigelegt wurde, wäre einer meiner Favoriten für eine Rekonstruktion. Sie wäre ein wichtiges Bindeglied zwischen der Burg und dem noch am besten erhaltenen Altstadtteil mit Weissgerbergasse, Tiergärtnertorplatz und Oberer Krämersgasse. Beide Häuser habe ich ebenfalls im Fachwerkstrang ausführlich beschrieben: Am Oelberg 1, Am Oelberg 3.


    Nach 1945:

    Am Oelberg Burg Ruinen 1954

    Am Oelberg 9 von Südosten mit der wieder aufgebauten Burg im Hintergrund. Anonyme Privataufnahme von 1954.

    Dank der beiden Brandwände und viel Glück hatte das Fachwerkhaus Am Oelberg 9 die Bombardierungen Nürnbergs wie durch ein Wunder als einziges der Zeile überlebt! Nrn. 1 und 3 standen vor der treppenartigen Mauerkrone oberhalb des wilden Wieshanges rechts. Bereits vor der finalen Zerstörung der Nürnberger Altstadt am 2. Januar 1945 trafen einzelne Bomben die Burg sowie am Oelberg 7 und den westlichen Kopfbau Obere Schmiedgasse 14. Der Mauerstumpf im Vordergrund dürfte zu einem Haus an der Burgstrasse im Bereich der Einmündung der Oberen Krämersgasse gehört haben.

    (Alle Bilder aus meiner Sammlung.)

  • Zwischen der Kaiserburg und St. Sebald

    Von der Aussichtsterrasse auf der Burg gibt es drei Wege, um hinunter ins Zentrum der Sebalder Altstadt mit St. Sebald und dem Hauptmarkt zu gelangen. Einerseits die geradlinige Burgstrasse hinab oder dann im Westen via Am Oelberg zum Tiergärtnertor und dann die Bergstrasse hinab:


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    Tiergärtnertor und Neutorturm. Im Vordergrund mit Firsttürmchen das "Pilatushaus", links im Schatten das Albrecht-Dürer-Haus. Ungelaufene Ansichtskarte um 1930/1940, Deutscher Kunstverlag, Berlin.


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    Bergstrasse und Tiergärtnertor. 1906 gelaufene Ansichtskarte, Verlag Römmler&Jonas, Dresden.

    Das Haus ganz rechts ist Bergstr. 16, das heute durch sein freigelegtes Fachwerk besticht. Die meisten Bauten an der Bergstrasse waren Steinbauten, wobei sich hinter den wenigen noch erhaltenen Steinfassaden oft Kernbauten von aus dem 14./15. Jahrhundert stammenden Fachwerkbauten verbergen (beschriebenes Beispiel aus der Bayerischen Denkkmalliste: Bergstr. 23).

    Der dritte Weg führt um Am Oelberg 1 herum durch die Untere Schmiedgasse und auch wieder die Bergstrasse hinab. Die folgende Ansicht mit der Unteren Schmiedgasse entspricht der nächtlichen Ansicht weiter oben:


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    Untere Schmiedgasse und St. Sebald. Im Hintergrund rechts Weisser Turm, St. Elisabethkirche und Spittlertorturm. Ungelaufene Ansichtskarte um 1930, Kunstverlag Georg Michel, Nürnberg.


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    Untere Schmiedgasse aufwärts gegen Norden mit Obere Schmiedgasse 18 und dem Sinwellturm auf der Kaiserburg. Festkarte zum Dürerjahr 1928, Dürer-Verlag J. A. Stein, Nürnberg.


    Nördlich benachbart von St. Sebald stand die bekannte Moritzkapelle und das daran angebaute "Bratwurstglöcklein". Auf der folgenden Seitenansicht ist es gar nicht sofort zu erkennen, sondern erst nach einem Blick auf das Wirtshauszeichen und die Nordseite von St. Sebald. Seine charakteristische Front mit einem halben Volutengiebel stand gegenüber der Fassade der Moritzkapelle leicht vor, sodass jene hier verborgen bleibt:


    Ak-Bratwurstglocklein-I.jpg

    Das "Bratwurstglöcklein" von Norden, im Hintergrund St. Sebald. Ungelaufene Ansichtskarte um 1930, Photo Porst, Nürnberg.

    Die Ansicht des Gebäudeensembles von Nordwesten war eines der am häufigsten verschickten Ansichtskartenmotive Nürnbergs. Diese nächste Ansicht ist aber insofern speziell, weil es sich um eine frühe, leider undatierte Farbaufnahme handelt:


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    Die Moritzkapelle mit dem angebauten Bratwurstglöcklein. Ungelaufene Naturfarben-Ansichtskarte, wohl vor 1919, Foto Hans Hildenbrand, Verlag Martin Herpich, München (Eine andere Karte dieser Serie wurde bereits 1919 verschickt).


    An der Westseite des Sebalder Platzes zwischen St. Sebald und der Moritzkapelle stehen bedeutende, heute noch erhaltene Bürgerhäuser und der Sebalder Pfarrhof mit seinem berühmten Kapellenchörlein:


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    Sebalder Platz gegen Westen. 1938 gelaufene Ansichtskarte, Andro-Verlag, Nürnberg.

    Die Baugeschichte des Sebalder Pfarrhofs wurde im Vorfeld seiner jüngst abgeschlossenen Restaurierung bauarchäologisch erforscht und kann hier nachgelesen werden. Der Lisenengiebel mit den Arkadenbogen gehört zu Weinmarkt 2. Vermutlich besass er früher eine filigranere Kontur und erhielt sein heutiges Aussehen erst durch Abschrotung. Die einst zahlreichen gotischen Lisenengiebel in Nürnberg verdienten eine eingehendere Würdigung.


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    Chor der Moritzkapelle, dahinter das "Goldene Posthorn". Ungelaufene Ansichtskarte um 1930, Postkartenverlag Paul Janke, Nürnberg.

    Nach der Überquerung des Sebalder Platzes gelangte man um den Chor der Moritzkapelle herum in die Glöckleinsgasse zur traditionsreichen Gaststätte "Goldenes Posthorn".

    (Alle Bilder aus meiner Sammlung.)

  • Ja, wenn man es auf die kirchlichen Bauten beschränkt. Backstein kommt in Nürnberg im Mittelalter häufig vor, insbesondere bei bei den Türmen der Stadtbefestigung. Bei den bürgerlichen Bauten findet man diesen vor allem bei den Lisenengiebel, und sonst sind die Wohnhäuser ab und zu in Mischbauweise - Sandstein und Backstein - oft unsystematisch erstellt. Wie oben in Bezug zu Weinmarkt 2 geschrieben, wäre die Erforschung der Bautechnik der Steinfassaden wirklich ein sich lohnendes Forschungsprojekt.

    Das Goldene Posthorn - ja, ich weiss auch nicht, wie die Wiederaufbauplanung dort vonstatten ging. Jedenfalls nimmt der heutige Bau zusätzlich auch die Grundfläche des einstigen Fachwerkhauses Halbwachsengässchen 1 ein. Hier die heutige Situation: Google Maps.

    Der gezeigte obere Teil der Bergstrasse stimmt in Kubaturen, Baufluchten und Traufständigkeit in etwa mit dem Vorkriegszustand überein. Eine unverzeihliche Bausünde ist Bergstr. 20, von der Architektur her und auch von der Tatsache, dass hier die Parzellen von drei Vorgängerbauten zusammengefasst wurden. Im Bayerischen Urplan ab 1808 bestanden hier sogar fünf Häuser! Heutige Situation: Google Maps (mit Schriftzug "Schänke").

  • Obstmarkt / Fünferplatz

    Am Obstmarkt standen viele durchschnittliche Wohn- und Gasthäuser. Keines fiel durch übermässige Grösse oder besonderen Reichtum auf, sodass hier ein Sammelsurium vom gotischen Fachwerkbau bis hin zum klassizistischen und gründerzeitlichen Steinbau vertreten war.


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    Obstmarkt, links Obstgasse 1-7, rechts Obstmarkt 1-7. 1928 gelaufene Ansichtskarte, Max Stadler, Kunstverlag, Nürnberg.


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    Obstmarkt, von links nach rechts: Obstgasse 2, 5 (Fachwerkhaus), 7, Obstmarkt 1 (Fachwerkeckhaus), Rathauserweiterungsbau am Fünferplatz. Ungelaufene Ansichtskarte um 1930, Ludwig Riffelmacher, Kunstverlag, Fürth.

    Das markante Fachwerk-Eckhaus Obstmarkt 1 ist bereits im Fachwerkstrang beschrieben.

    Auf der Höhe des Rathauserweiterungsbaus von 1896/99 verengte sich der Obstmarkt zu einer Gasse, die sich dahinter wieder auf den Fünferplatz ausweitet.


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    Obstmarkt 5. 1940 gelaufene Ansichtskarte, Foto Frimberger, Nürnberg.

    Stellvertretend für eines der vielen Bürgerhäuser steht hier Obstmarkt 5 (auf dem ersten Bild die helle Fassade rechts). Es besass eine ungegliederte Sandsteinfassade, die vor allem durch die stichbogigen Fenster bestach. Mezzaningeschosse wie hier waren in Nürnberg nur selten anzutreffen. Nebst dem Chörlein am 1. Obergeschoss besass es auch einen Wohndacherker anstelle eines Aufzugsdacherkers.


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    Obstmarkt / Herzgasse 14. Teilbild einer 1936 gelaufenen Ansichtskarte, Verlagsangabe(?) J.W.N.

    Am südlichen, unteren Ende des Obstmarkts stand an der Einmündung der Herzgasse dieses eigentümliche Fachwerkhaus auf kleinster Grundfläche. Seine bauliche Entwicklung ist schwer zu eruieren. Parzellenmässig war es 1945 mit beiden anstossenden Nachbarn vereinigt, aber gemäss dem dem bayerischen Urplan ab 1808 noch ein eigenständiges Haus.


    Ein weiteres Kuriosum stand an der Ecke Fünferplatz-Bindergasse (heute Fünferpatz 8, vor 1945 Bindergasse 1):

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    Zeichnung von G. Chr. Wilder: Ecke Fünferplatz/Bindergasse/Obstmarkt, Haus "Zum gläsernen Himmel", 1855 abgerissen.

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    Zusätzlich noch eine Fotografie (!) von Georg Schmidt von 1853, kurz vor dem Einsturz.

    Ak-Obstmarkt-Bindergasse-1-1910.jpg

    Der Vorvorgängerbau und Vorgängerbau des heutigen Eckhauses Fünferplatz 8. 1910 gelaufene Ansichtskarte, Verlag Hans Horn, Nürnberg.

    (Alle Bilder mit Ausnahme jener im Zitat aus meiner Sammlung.)

  • @ursus carpaticus Diverse Links im letzten Beitrag funktionieren nicht...

    Der Theresienplatz wäre heute einer meiner Lieblingsplätze. Er hat eine überschaubare Grösse und war mit seiner rechteckigen Form und an den Ecken einmündenen Gassen in sich sehr geschlossen. Das Haus mit dem gotischen Blendarkadengiebel war natürlich der Hammer. Obwohl die Theresienstrasse nur massvoll verbreitert wurde, ist diese Geschlossenheit heute nicht mehr vorhanden, insbesondere weil die Ostseite nur noch mit einer schmalen Giebelfassade versehen wurde.

    Heutige Ansicht: https://goo.gl/maps/SoYmsXebMZ1YtrJD8