Hier können spezielle, historische Ansichten aus Nürnberg vorgestellt werden. Es soll nicht einfach eine grosse Sammlung von bereits bekannten und unbekannten Bildern entstehen, sondern vor allem besonders charakteristische Bauten von Nürnberg oder unbekannte Winkel gezeigt werden.
Vergrösserung. Hintere Beckschlagergasse 6, 1931 gelaufene Fotoansichtskarte, unbekannte Sammlung.
Hintere Beckschlagergasse 6
Für mich stellt dieses Haus das Nürnberger Haus par excellence dar - Sandsteinfassade ab Bodenhöhe, im Verhältnis zur gemauerten Fassadenfläche grosse Fenster in regelmässigen Axenabständen, Dacherker mit Walmdächlein. Es fehlt nur noch ein Chörlein vor der Stube im 1. Obergeschoss.
Heute: Google maps (anstelle von Nr. 4 und 6 ein Neubau).
Das Haus stand am Übergang vom Inneren Lauferplatz zur Beckschlagergasse und wurde wohl zusammen mit der ganzen Steppe 1944/45 zerstört. Es wies die speziell für Nürnberg typischen, stark gebogenen Stichbogen über den Fenstern auf. Auch das 1590/91 errichtete Toplerhaus wies solche Fensteröffnungen auf. Ebenfalls nürnberg-spezifisch sind die zuweilen recht üppigen bis derben Fenstersims- und Fenstersturzverzierungen, die zudem nicht an jeder Fensteraxe angeordnet sein müssen. Bei Hintere Beckschlagergasse 6 stechen sie als recht grobschlächtige Würfelkonsolfriese hervor. Solche Friese sind vor allem an hölzernen Dacherkern des 16. Jahrhunderts anzutreffen, nicht aber an Fassaden (Beispiel: Untere Krämersgasse 16, wohl von 1553). Das Schaufenster ist wahrscheinlich später ausgebrochen worden.
Ebenso grobschlächtige Fensterverzierungen sind uns schon am Haus Breite Gasse 65 (1. Beitrag im Strang Nürnberg - Ansichten unbekannter Häuser in der Altstadt) begegnet. Dort weisen die Verzierungen bereits frühbarocke Formen auf und sind mit 1652 datiert:
Breite Gasse 65, 1920 gelaufene Ansichtskarte, Sammlung Riegel.
Bis weit ins 18. Jahrhundert sind ab und zu solche Verzierungen an den Fenstern anzutreffen, bis sie im 19. Jahrhundert komplett verschwinden. Ein Beispiel steht heute noch an der Ecke Färberstr. 17/Jakobstrasse, bei dem ich mich frage, nach welchem Prinzip einzelne Fensteraxen Verzierungen erhalten hatten und andere nicht. Gemäss der bayerischen Denkmalliste gibt es an der Fassade Elemente von 1680 und 1749.
Die 1701 datierte Fassade von Mostgasse 4 weist auch diese üppigen Verzierungen auf. Allerdings will man nicht so recht glauben, dass die Verzierungen und die rustikale Steinoberfläche miteinander harmonieren. Die Sandsteinfassaden Nürnbergs wurden schon sehr früh geschlämmt, wie man das oft bei bauhistorischen Untersuchengen feststellen kann. Von daher vermute ich, dass diese Sandsteinfassade ursprünglich nicht steinsichtig war.