Kritische Beiträge zur modernen Architektur

  • Heimdall: mit dieser Beschreibung kann ich etwas mehr anfangen. Interessant fände ich ein Abbrechen der Verbindung zwischen politischer Präferenz und ästhetischer Wahrnehmung (das, was eigentlich mal der Zweck des APH war, nämlich einfach die Anhänger der gefälligeren Architektur zu sammeln, um ein Gegengewicht gegen die Puritanerbunker zu bilden). Aber wenn die Architektenschaft, die Baubehörden und die Medien drumrum erstmal auf Linie gebracht sind, ist das schwer aufzubrechen.

    Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, war der Jugendstil in Deutschland das Panier der "Revolutionärkonservativen", während in Belgien die "Radikallinken" seine Protagonisten waren. Ich kann mich täuschen, aber es könnte sein, daß da eine recht gegensätzliche politische Besetzung stattfand.

    Was das Erhalten alter Gebäude angeht, so sind gerade in Berlin und Freiburg in den 70er/80er Jahren viele durch linke Hausbesetzungen gerettet worden - die sollten eigentlich abgerissen werden, aber glücklicherweise gelang es dann doch, diese Planungen zu stoppen und die Häuser wieder in Schuß zu bringen.

    Was das gegenwärtige "Klima" unter Architekten und Kulturwissenschaftlern angeht, ja, da herrscht eine schreckliche Monokultur.

  • Loggia Ich habe von einem Zusammenhang geschrieben, nicht von einer automatischen Schlussfolgerung. Und dass es diese Tendenz gibt und sofern man diese in den Debatten anspricht, dass allein schon zu den bekannten und zu erwartenden Empörungen führt, lässt sich nun auch nicht von der Hand weisen. Heimdall hat die Beobachtung mit seinen Erfahrungen und Worten untermauert. Bei besagtem Fallbeispiel haben wir es im übrigen neben der parteipolitischen Agitation ursprünglich auch noch mit einem Architekten zu tun. Ich bezweifle, dass ein konservativer Architekt die in den Fotos gezeigte Architektur mit solch einer Lobhudelei bedacht hätte.

    Die Motivation der Besetzerszene war und ist aber definitiv nicht der Wunsch nach Erhaltung der Ästhetik und des baukulturellen Erbes. Dass die Gebäude infolge saniert wurden, war oder ist dann doch eher ein glücklicher Nebeneffekt, der vor allem mit einer Veränderung der Sicht auf den überlieferten Baubestand einherging.

  • zeitlos:

    Die Motivation der Besetzerszene war und ist aber definitiv nicht der Wunsch nach Erhaltung der Ästhetik und des baukulturellen Erbes.

    Nein, war sie nicht. Aber: es hatte diese Folge. Deswegen meine ich, daß man die Motivation nicht überbewerten sollte, sondern im Idealfall vorausdenkend einfangen in ein sinnvolles Ziel...