Jurahäuser im Altmühltal (Galerie)

  • Vor einigen Monaten wurde vom Stadtrat in Dietfurt die Renovierung des sogenannten 'Stoklossa'-Anwesens abgelehnt. :sad: Der Bürgermeister war übrigens ein leidenschaftlicher Fürsprecher trotz Millionenaufwand.

    Es handelt sich dabei um dieses Gebäude:
    (rechts:)


    (Klostergasse 5, 92345 Dietfurt)

    weitere Infos und Bilder:
    Stoklossa-Haus: Ewiger Streit um altes Gebäude

    immer noch nichts begriffen hat anscheinend Ottonormalbürger :kopfschuetteln:
    Umdenken bei Stoklossa

    Mittelbayerische Zeitung - Das „Stoklossa-Haus“ spaltet Bürgermeister und Stadträte

    Stoklosser-Haus soll erhalten bleiben :: Homepage - Region - Neumarkt :: Mittelbayerische Zeitung :: www.mittelbayerische.de

    Dietfurt: Stocklossa-Haus in Dietfurt: Sanierung abgelehnt

    Zitat

    Die Entscheidung fiel mit zehn Stimmen für eine Sanierung und elf dagegen denkbar knapp aus. Lediglich die drei Stadträte der SPD waren sich einig, dass es am besten sei, das unter Denkmalschutz stehende Gebäude nicht mehr zu sanieren. Bei den anderen Fraktionen gab es sowohl Gegner als auch Befürworter.

  • Ein hübsches Jurahäuschen, sogar noch mit Kalkplattendach, ist dieses Austragshaus aus dem 18. Jh., zur Kronmühle bei Mühlheim im Gailachtal (Nebental der Altmühl) gehörig:


    In Mühlheim gibt es auch noch eine ältere Brücke über die Gailach aus Kalksteinmauerwerk

    Am Hang blieb diese Gebäudegruppe aus dem 18. Jh. erhalten (Schaudistr. 1 und 3), das linke vor kurzem saniert, beide Häuser ehemals mit Kalkplattendach:

    Gailachtal und Steinbrüche oberhalb von Mörnsheim:

  • besser spät als nie: @Markus Vielen Dank für deine Stimmungsvollen Bilder!

    in Mörnsheim war ich letzten Dezember, und ich muss sagen, so idyllisch der Ort immer Sommer ist, im Winter möchte ich dort nicht wohnen... man wähnt sich am Ende der Welt und durch die Tallage geht dort die Sonne sehr früh unter, dazu kommen noch ettliche unsanierte Häuser im Ortskern... wirkte etwas depressiv auf mich...

    das hier ist übrigens das Haus, dass ich in meinem Beitrag im Beilngries Strang erwähnt habe:

    im Beitrag des BR wird ein Foto des Vorzustandes gezeigt und ein kleines Interview mit dem Hausbesitzer:
    Denkmäler ohne Schutz?: Der Kampf um die Jurahäuser | Schwaben & Altbayern | Bayerisches Fernsehen | Fernsehen | BR.de

  • und wieder einmal vom BR:

    Zitat

    Bauen und Abreißen im Altmühltal
    Wie viel Heimat steckt in einem Haus?

    Toskana-Häuser, griechische Säulenportale oder gesichtslose Einheitsarchitektur: Bayern scheint seine regionalen Bautraditionen zu verlieren. Dabei kann so viel schöne Heimat in einem Haus stecken, ob alt oder neu gebaut.
    [...]

    http://www.br.de/fernsehen/baye…t-haus-100.html

    Leider wurde die Sendung bisher weder in die BR-Mediathek noch in der ARD-Mediathek eingestellt.

  • In Eichstätt ist im Oktober das Jurahaus-Museum eröffnet worden:

    Zitat

    Häuser auf der Roten Liste

    Jurahaus-Museum in Eichstätt

    Ein Haustyp stirbt aus: Das Jurahaus. Und ein Verein springt ein: Der "Jurahausverein". Er eröffnet am 10. Oktober in Eichstätt sein Museum.


    Bericht über das Museum:
    http://www.br.de/mediathek/vide…-liste-100.html

    Bilderreihe:
    http://www.br.de/nachrichten/ob…museum-122.html

    ein weiterer Bericht:
    Heimatgeschichten: Jurahäuser
    http://www.br.de/mediathek/vide…aeuser-100.html
    hier wird auch nochmal kurz dieses Haus in in Engelgrösdorf thematisiert, für das es mittlerweile 5 nach 12 ist:

    und dieses Haus in Dietfurt, Hauptstraße 12:

    und hier nochmals der Film von Dieter Wieland aus dem Jahr 1995, der gestern in ARD-alpha lief:
    Topographie:
    Bayerische Hauslandschaften: Jurahäuser im Altmühltal

  • Ja der Tenor der Sendung ist schon sehr rosig gezeichnet. Der Altbestand wird im ganzen Altmühlgebiet aufs Jahr gesehen immer noch im Dutzend abgerissen (wenns reicht) und bei den Neubauten gehören insgesamt gesehen bestimmt keine 40% dem Jurastil an und manche, die als solche bezeichnet werden, sind schon arg frei interpretiert, wo man sich schon fragt wo die Beziehung zur Tradition (sowohl in Form als auch Materialauswahl) noch gegeben ist. Diese erinnern dann eher an diesen grauenhaften 60er Jahre Allerweltsstil (bei so einem einfachen Haus wie dem Jurahaus ist es ein sehr schmaler Grat zwischen gelungen oder nicht gelungen bei der Neuinterpretation)... Nichtsdestotrotz gibts bei uns (ich komm aus dem Altmühltal) aber in der Richtung trotzdem wenigstens etwas Bewusstsein... in manchen anderen Gegenden (und da braucht man gar nicht weit außerhalb des Jurahausgebiets fahren) schauts in Richtung regionaler Baukultur noch viel schlimmer aus... Da weiß man gar nicht was das bedeutet...

    Zum gepriesenen Gemeindezentrum in Wettstetten (und hier) kann man sagen, das es durchaus sehr wertig gebaut worden ist. In einem intakten Dorf würde es sich bestimmt gut machen und sein gestalterischen Qualitäten auch zur Geltung bringen (obwohl man da auch einiges kritisieren kann), aber auch in Wettstetten sind bis auf ganz wenige Ausnahmen die alten Höfe abgeräumt. Der Ortskern ist wie bei so vielen anderen Dörfern hier geprägt von diesen spießigen 60er/70er Jahre Kisten (schön hier rechts zu sehen). Es wirkt nicht mehr - ganz im Gegenteil, bei mir verstärkt es eher das Unbehagen, das einem ob der zerstörten Ortsbilder befällt. Um einen modernistisch geprägten Kontrapunkt setzen zu können braucht man eben die alte Umgebung - nur die gibt es eben nicht mehr. In wenigen Jahren wird es daher ebenso abgestanden, schal und geschmäcklerisch wirken wie so manch ein Architekten-Erguss der 70er (an die mich das Ensemble ein wenig erinnert).

    An den Moderator: Vielleicht sollte man einen eigenen Faden für diese Thema eröffnen?

  • Also mir gefällt das Gemeindezentrum von Wettstetten überhaupt nicht. Es ist, genau wie Fachwerkliebhaber meint, mit der richtigen Dachneigung allein nicht getan. Insgesamt ist es ein kalter Neubau, wie sie zur Zeit offenbar Mode sind. Neubauten im richtigen Jurastil dagegen besitzen diese Kälte nicht.

    Der Film war auch nach meinem Dafürhalten zu euphorisch. In den Dörfern der Gegend gibt es schon viel Verfall. In den Städten mag das nicht so dramatisch sein, aber auch in Kelheim sieht's bisweilen düster aus, wenn man sieht, wie vernachlässigt sich die Altstadt mittlerweile präsentiert.

  • Da gebe ich euch recht Fachwerkliebhaber, Zeno. Die althergebrachten Charakterzüge sind bis auf die Dachneigung und dem geringen Dachvorsprung nicht vorhanden. Es ist eine modernistische Verfremdung. Ums-Eck laufende Fenster, lange Fensterbänder, geschlämmte Ziegelwände, fehlende Symmetrie der Fassade (ein ganz wesentliches Element, das heute komplett ignoriert wird), fast kein Grün. Wo wären da historische Vorbilder? Positiv ist die hochwertige Materialität zu erwähnen.
    Steinigt mich, aber unter einer Prämisse würde ich so einen Entwurf akzeptieren können: Ein erhaltenes Ortsbild. In einem überkommenen Ortsbild wäre so ein Bau, der zumindest nicht marktschreierisch um Aufmerksamkeit ringt (mit einigen Änderungen) durchaus eine passable Ergänzung unserer Zeit. Der Bauherr ist die öffentliche Hand. Schon immer hat man für solche Zwecke anders gebaut als das "gemeine Volk". Da durfte es auch immer etwas extravaganter zugehen.
    Aber nochmal: da es aber kein erhaltenes Ortsbild mehr gibt, erledigt sich dieses Argument, hätte sich hier die öffentliche Hand streng an alte Vorbilder halten müssen um zu wirken. Es fehlen einfach die Gebäude, auf die der Neubau versucht sich zu beziehen. Somit bleibt es ein Fremdkörper. Das Zentrum ist somit komplett abzulehnen.

    @Pfalzgraf: ein leider nicht sehr aussagekräftiges Abriss-Bild des Vorgängerbaus: http://www.donaukurier.de/_/tools/picvie…_CMELEM=1810595

    Edit: ohje: anscheinend hat man sogar einen richtigen Altbau dafür geopfert :sad: http://www.donaukurier.de/_/tools/picvie…_CMELEM=2109445

  • Grampersdorf bei Beilngries, Am Wasserturm 2:

    vorher:
    http://web.archive.org/web/2016110512…_CMELEM=2732852
    Ob die "Einsturzgefahr" tatsächlich bestand, wie in der Bildunterschrift zu lesen ist, bezweifle ich: das Dach war vorne immer noch total gerade (wie auf dem Bild zu sehen); vielleicht hätte man nur einfach das Steindach erst einmal herunternehmen müssen und durch eine Zwischenlösung ersetzen müssen - aber gut, das hätte schon vorausgesetzt, dass der Besitzer überhaupt Interesse hat.

    Tage vorher sah ich noch jemanden im Vorbeifahren die alten Juramarmor-Fußbodenplatten aus dem Haus tragen. Naiv wie ich war, hatte ich doch tatsächlich die leise Hoffnung, das Haus würde hergerichtet werden.

    nachher (Ende Juni 2016), rohe Gewalt war am Werk:


    Hätte ein schönes Ferienhäuschen gegeben. :crying:

    Nebenan war ein kleines, ebenfalls mit Kalkplatten gedecktes "Häuschen", von dem ich mich immer gefragt habe, wofür es denn eigentlich genutzt wurde: an der Traufseite mit etlichen Holzklappen in der Größe von kleinen Fenstern versehen, direkt nebeneinander, aber in unterschiedlicher Größe und Höhe. Gegen einen Hasenstall oder Taubenkäfig würde aus meiner Sicht sprechen, dass die Klappen komplett geschlossen waren.

    Tja so gehen sie dahin in Bayern, tausende nicht einmal registrierter Denkmäler. "Wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennt sie nicht mehr..." Ps 103

  • Zu Dietfurt an der Altmühl:

    photo-1850-11ca5ed1.jpg

    Das Haus Griesstetter Straße 3 wurde zwischenzeitlich abgebrochen. Der Stadel steht noch.


    photo-1853-a38848a9.jpg

    photo-1854-81bb2c1b.jpg

    photo-1855-9b6773a7.jpg

    Industriestraße 2, Ecke Hauptstraße

    Einer der beiden Stadel wurde abgerissen, der andere saniert:

    1024px-Stadel_Industriestraße_2_(Dietfurt).jpg (1024×683) (wikimedia.org)

    (Aufnahme von 2023)

    Eintrag in der Denkmalliste:

    "Stattlicher zweigeschossiger und traufständiger Durchfahrtsstadel mit zwei Toren, Kniestock und Kalkplattendach, Anfang 19. Jahrhundert"

    Liste der Baudenkmäler in Dietfurt an der Altmühl – Wikipedia

  • Schafhausen:

    photo-1538-dcfa87fc.jpg

    Schafhausen 17 (Gemeinde Kinding) gibt es leider, wie man sich denken kann, inzwischen auch nicht mehr (schien nicht in der Denkmalliste auf). Das Grundstück wurde bisher noch nicht wieder bebaut.
    Das Haus stand offenbar im Quellbereich eines Nebenbaches der Anlauter.

    BayernAtlas - der Kartenviewer des Freistaates Bayern